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Ferienakademie Wirtschaft und Management

Perspektive 2020 – Meine Zukunft in Wirtschaft, Beruf und Gesellschaft

Science College Overbach in Jülich-Barmen, 22.–28.08.2010

Das Abenteuer begann nach einer völlig normalen Doppelstunde Deutsch bei Herrn D. Meyer. Nach der Stunde erzählte er mir von einem Angebot des Science College Overbach, der „Ferienakademie Wirtschaft und Management“, das mich interessieren könnte. Bald darauf meldete ich mich per Internet in der Akademie an und war überrascht, als ich die Rückmeldung, die mit genaueren Informationen zurück gekommen war, las: Die meisten Teilnehmer kamen aus Köln und Umgebung, hatten also keine besonders weite Anreise, aber selbst die Teilnehmerinnen aus Belgien mussten nur eine Strecke von etwa 160 km zurücklegen. Ich dagegen musste alleine eine mehr als fünfstündige Zugfahrt über mich ergehen lassen, um zu dem etwa 300 km entfernt liegenden Ort Jülich zu gelangen. Ein wenig mulmig war mir bei dieser Vorstellung schon, aber nun gab es kein Zurück mehr.

Im Zug nach Jülich

So setzte ich mich also am Sonntag, den 22. August 2010 in den direkten Zug nach Köln und verabschiedete mich von meiner Familie und dem kleinen, mir so vertrauten Leeraner Bahnhof. Da ich sowohl in Köln als auch in Düren umsteigen musste und allein unterwegs war, konnte ich die lange Fahrt nicht mit Schlaf füllen, allerdings konnte mich mein MP3-Player, randvoll mit Musik von Freunden, die mich gnädigerweise nicht der fünfstündigen Langeweile aussetzen wollten, ganz gut beschäftigen.

Die Fahrt verlief also ganz entspannt, jedoch wollte sich meine Nervosität einfach nicht zerstreuen lassen. Erst als ich in der Ruhrtalbahn auf einige Jugendliche traf, die sich lautstark über eine „Ferienakademie“ unterhielten, schöpfte ich langsam ein wenig Hoffnung. Ich wurde nicht enttäuscht, die beiden Jungs und das Mädchen hatten tatsächlich dasselbe Ziel wie ich, das Science College Overbach. Gemeinsam fuhren wir mit den Betreuern Angelika und Christian, den freundlichen Betreuern meines Kurses, die uns vom Bahnhof abholten, zu dem Gymnasium, das sowohl ein Internat, ein Kloster als auch das Science College selbst umfasst.

Bei der Ankunft wurde meine Freude darüber, bereits Leute kennen gelernt zu haben, jedoch leicht getrübt, als ich feststellte, dass die drei anderen im Kurs „Kosmologie“ angemeldet waren und dass wir also nicht allzu viel miteinander zu tun haben würden. Einen weiteren Dämpfer erhielt meine Freude, als mir mitgeteilt wurde, ich wäre mit meinem Kurs im Gästehaus untergebracht, während die restlichen Teilnehmer Zimmer im Internatsgebäude bekämen. An sich nicht schlimm, jedoch war außer mir noch kein anderer Teilnehmer aus meinem Kurs angekommen und die meisten wurden erst später erwartet.

Freundlicherweise begleitete mich der Betreuer des Kosmologie Kurses zu dem Gästehaus und zeigte mir, wie sich die Türen öffneten. So lustig es klingt, ohne Hilfe wäre ich wohl ziemlich ratlos gewesen, denn die Türschlösser waren mit einem hochmodernen System ausgestattet, dessen Funktion mir noch immer ein Rätsel ist. An dem mir zugeteilten Schlüsselbund befand sich ein normaler Türschlüssel, ein Schrankschlüssel und ein seltsames rundes Plastikteil, das ich peinlicherweise zunächst für einen hässlichen Schlüsselanhänger gehalten habe. Eine gewisse Geschicklichkeit war gefordert, um eben dieses Plastikteil, welches der Schlüssel für die Außentüren des Gästehauses war, lange genug an eine hervortretende Stelle unter dem Türknauf zu halten und diesen dann im richtigen Moment zu drehen. Nach einigen Versuchen hatte ich den Dreh im wahrsten Sinne des Wortes raus und bekam die Tür mit Leichtigkeit auf. Als ich mein Zimmer betrat, kicherte Herr F. über meine ungezügelte Begeisterung. Da ein Bild ja bekanntlich mehr sagt als 1000 Worte, hier zwei Fotos des wundervollen Raumes, in dem ich eine Woche wohnen durfte:

Foto des Zimmers
Foto des Zimmers

Nach einer angenehmen Dusche lernte ich meine Mitbewohnerin kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb gut und die ganze Nervosität des Tages fiel allmählich von mir ab. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Hauptgebäude des Science College, wo alle Teilnehmer eine Begrüßung erwartete. Anschließend teilte sich die Gruppe in die drei Kurse ein: Mathematik, Kosmologie und Wirtschaft / Management. Wir wurden in einen Arbeitsraum geführt, der so modern war, dass ich mir die Beschreibung auch hier spare und stattdessen einige Fotos einfüge:

Das Science College von außen

Das Science College von außen

Das Science College von innen

Das Science College von innen

Der Arbeitsraum

Der Arbeitsraum (I)

Der Arbeitsraum

Der Arbeitsraum (II)

Foto des Schlosshofs

Der Schlosshof

Ein richtiges Kennenlernen fand in unserem Kurs nicht statt, jedoch folgte dies bei dem gemeinschaftlichen Grillen auf dem Schlosshof.

Die abendliche Freizeit verbrachten wir, wie an fast jedem der folgenden Tage, in der Turnhalle, indem wir verschiedene Sportarten durchprobierten und Spiele spielten. Über die Woche verteilt war für jeden etwas dabei: Völkerball, Handball, Volleyball, Basketball, Frisbee und an trockenen Abenden Baseball im Freien. Diese Freizeitbeschäftigungen waren sehr angenehm, da wir unsere täglichen Ausarbeitungsphasen meistens im Sitzen verbrachten und die abendliche Bewegung für alle eine willkommene Abwechslung war. Außerdem hatten wir dadurch auch mehr Kontakt zu den Teilnehmern der anderen Kurse, die alle sehr sympathisch waren. An den wenigen wolkenlosen Abenden wurden wir sogar eingeladen, den „Kosmologen“ auf dem extra dafür hergerichteten Dach des Science College Gesellschaft zu leisten, um auch mal durch die Teleskope zu schauen. Eine weitere Abwechslung, die die meisten von uns guthießen.

In der gesamten Woche bearbeitete unser Kurs das Thema „Demografie“ äußerst intensiv. Hauptsächlich arbeiteten wir in Kleingruppen zusammen und recherchierten sowohl im Internet als auch in anderen Medien, sodass wir so gut wie täglich unsere Ergebnisse auf verschiedene Arten präsentieren konnten. Ob Powerpoint oder Clipchart, wir konnten unserer Kreativität freien Lauf lassen und das machte die Ausarbeitungsphasen besonders interessant. Außerdem gab es noch einige Highlights, über die ich berichten möchte. Zum einen haben wir den Film „Aufstand der Alten“ gesehen, der uns zwar oft wegen seiner Groteske zum Lachen brachte, jedoch auch als kleine Warnung gesehen werden sollte.

Besuch bei der REWE Group in Köln

Ein sehr viel spannenderes Highlight jedoch war unser Besuch bei der REWE Group in Köln, der am Dienstag stattfand. Nach der Begrüßung folgte ein ausführlicher und sehr lehrreicher Vortrag über die REWE Group allgemein und die durch den demografischen Wandel auf das Unternehmen zukommenden Risiken und Veränderungen. Anschließend konnten wir selbst in Gruppenarbeiten und mit Unterstützung der Experten der REWE Group an Lösungen und Förderungsmaßnahmen arbeiten, die der demografische Wandel erforderlich macht. Wie immer präsentierten und diskutierten wir anschließend unsere Ergebnisse. Zwischendurch machten wir eine Pause und verspeisten das von der REWE Group organisierte Mittagessen. Am Ende unserer Ausarbeitungen bekam jeder von uns Informationsmaterial, Werbegeschenke und eine bunte Schultüte mit Früchten und nützlichen Kleinigkeiten wie beispielsweise einem USB-Stick.

Anschließend machten wir eine Stadtführung durch Köln, die auch eine „etwas andere“ Führung durch den Kölner Dom beinhaltete (sehr empfehlenswert für Leute, die nicht so sehr an vielen, sich häufenden historischen Daten interessiert sind) und aßen in einem hübschen italienischen Restaurant zu Abend (auch dieses Essen wurde von der REWE Group gesponsert). Nur widerwillig kehrten wir an diesem Abend in die Kleinstadt Jülich zurück, nachdem wir die schöne Kölner Altstadt und andere sehenswerte Orte besichtigt hatten.

Ein weiteres, aber eher kleineres Highlight war der Besuch eines Vertreters der Deutschen Bank, der uns über Rentenversicherungen allgemein informierte und Einflüsse des demografischen Wandels auf sie erklärte. Am Donnerstag fing unser Kurs mit den Vorbereitungen für die am Freitag stattfindende Abschlusspräsentation an. Gemeinsam arbeiteten wir an der Präsentation, die einige Vertreter von uns am letzten gemeinsamen Abend allen Akademieteilnehmern, also auch den Kosmologen (die Mathematiker waren bereits Mittwochabend abgereist), vorstellen sollten. Die Präsentation sollte all unsere Ergebnisse zusammengefasst enthalten, was nicht gerade eine anspruchslose Aufgabe war, da sich die nichts ahnenden Kosmologen mit völlig anderen Themen beschäftigt hatten und nun in 20 Minuten auf unseren hart erarbeiteten Wissensstand gebracht werden sollten. Ziemlich kniffelig, aber wir haben das Problem gelöst, sodass am Ende alle ziemlich zufrieden waren.

Der Freitag wäre somit größtenteils auch beschrieben, jedoch sind weitere Abwechslungen, die es in der Woche für unseren Kurs gab, erwähnenswert. Wir hatten nämlich mehrmals das Privileg, den Vorträgen, die sich die Kosmologen anhören durften, ebenfalls lauschen zu können. Unter anderem war ein sehr spannender Vortrag über mögliches außerirdisches Leben dabei, der uns so sehr gefesselt hat, dass wir sogar zu spät zum Abendessen kamen.

Obwohl es der letzte gemeinsame Abend war und manche sogar schon nach der Verabschiedung, die nach dem Abendessen stattfand, abgeholt wurden, wurde unsere Stimmung am Freitagabend nicht getrübt, ganz im Gegenteil. Der Grund dafür war offensichtlich: Mit einer großen Truppe, inklusive den Betreuern, feierten wir im Gästehaus in zwei 18. Geburtstage hinein.

Die beiden Geburtstagskinder, eine Teilnehmerin meines Kurses und ich, hatten bereits Vorbereitungen wie Musikzusammenstellung auf einem Laptop und den Einkauf von etwas Sekt zum Anstoßen getroffen. So wurde der Abend ein ziemlicher Erfolg. Nach der Feier teilte sich die Gemeinschaft und die Zeit der großen Abschiede brach an. Am nächsten Morgen wurden nach dem letzten gemeinsamen Frühstück die verbleibenden Akademieteilnehmer abgeholt oder zum Bahnhof begleitet. Nun war die Ferienakademie offiziell zu Ende. Die Heimfahrt zog sich für mich nun noch länger hin, jedoch wurde mir von meinen Freunden und meiner Familie ein wundervoller Empfang mit vielen Glückwünschen bereitet, als ich wieder den Leeraner Bahnhof betrat.

Alles in allem hat sich die Reise für mich sehr gelohnt. Zwar bin ich der Meinung, dass wir uns bei den Ausarbeitungen unseres Themas oft wiederholt haben, da unsere Aufgabenstellungen sich oft überschnitten haben, aber es gab genug Abwechslungen um den ziemlich trockenen Stoff vernünftig behandeln zu können. Was mir, ähnlich wie anderen Teilnehmern auch, jedoch gefehlt hat, war der persönliche Bezug zu dem Thema. Demografischer Wandel, schön und gut, aber das Thema der Akademie lautete unter anderem auch „Perspektive 2020 – Meine Zukunft in Wirtschaft, Beruf und Gesellschaft“ und eben dieser Aspekt, UNSERE Zukunft und UNSERE Möglichkeiten, ist ziemlich auf der Strecke geblieben.

Die REWE Group hat uns zwar einige Informationen zum dualen Studium gegeben, allerdings nur für ihr Unternehmen und das war für viele der Kursteilnehmer, mich mit eingeschlossen, ein bisschen zu wenig. Über den sonstigen Aufenthalt kann ich mich jedoch alles andere als beklagen: Die Unterkunft war sehr komfortabel und im Gegensatz zu den Zimmern, die im Internatsgebäude bereitgestellt wurden, sehr modern und vor allem sauber und gepflegt. Auch das Essen in der Kantine war meistens in Ordnung. Als am letzten Tag wichtige Persönlichkeiten anwesend waren, war es sogar ausgesprochen lecker.

Aber es gibt weitere Gründe, die mich die Entscheidung für die Teilnahme an diesem Angebot nicht bereuen lassen. Zum einen war ich durch die lange An- und Abreise ziemlich auf mich allein gestellt, zum anderen habe ich während der kurzen Woche viele nette junge Leute kennen gelernt und viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Eine eher negative Erfahrung war, dass unsere Betreuer manchmal nicht genug Vertrauen in uns hatten, sodass wir beispielsweise an den meisten Abenden schon um 23 Uhr auf unseren Zimmern sein mussten, oder dass sie uns, im Gegensatz zu anderen Betreuern, ziemlich stark beaufsichtigt haben. Andererseits muss ich einwerfen, dass die beiden selbst noch ziemlich jung waren und ihr leicht übertriebenes Verlangen nach Kontrolle vor allem aus der hohen Verantwortung resultierte, welche sie über uns hatten. Deshalb kann ich ihnen eigentlich keinen wirklichen Vorwurf machen, da sie uns immerhin am letzten Abend das Feiern unserer Geburtstage gestattet haben.

Zum Schluss würde ich mich gern bei Herrn Meyer für das Bereitstellen der Informationen, bei Herrn Visser für die Genehmigung, eine Woche vom Unterricht befreit zu werden, denn dies war nötig, da in Nordrhein-Westfalen im Gegensatz zu Niedersachsen noch Sommerferien waren, sowie für die finanzielle Unterstützung durch den Elternverein bedanken, da dieses Projekt für mich sonst nicht möglich gewesen wäre.

Mein Dank gilt außerdem den Organisatoren der Ferienakademie, allen Betreuern und meinen dort neu gewonnenen Freunden für eine wundervolle Woche.

Text und Fotos: Natalie Kosin, 34Q, Leer, den 26.10.2010

2010-11-08 / 2010-11-30, mh