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Mit Bildern und Texten gegen Vorurteile

AUFKLÄRUNG Eine Ausstellung im TGG zeigt Gewalt-Mechanismen auf

Die Schau wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge konzipiert. Schüler haben sie durch eigene Recherchen im Stadtarchiv ergänzt.

Bei der Ausstellungseröffnung

Sehr gut besucht war am Dienstag die Eröffnung der Ausstellung „Was heißt hier Frieden?“

Leer / BIBO – Die Abbildung im „Leerer Anzeigenblatt“ aus dem Jahr 1860 bedient perfekt ein langlebiges Vorurteil: Die Annonce eines Schaustellers zeigt einen Schwarzafrikaner mit wulstig aufgeworfenen Lippen, leicht irrem Blick und Nasenring. Im Text, der anlässlich des Gallimarktes gestaltet worden war, warb der Schausteller außerdem damit, dass in einem Zelt noch weitere 46 „Exemplare fremder Menschenrassen“ zu sehen sein werden. Menschen als Monster, die man vorführen kann wie einen Zuchtstier am Ring – diese Vorstellung hat 15 Schüler der Geschichts-AG des Teletta-Groß-Gymnasiums schockiert. Als sie vor einigen Monaten im Stadtarchiv zum Thema „Gallimarkt“ forschten, stießen sie auf diese Anzeige. „Außerdem sind wir auf die Idee gekommen, damit und mit einigen anderen Exponaten die Ausstellung ‚Was heißt hier Frieden?‘ zu ergänzen“, sagt AG-Teilnehmerin Sarah Frerichs.

Die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge konzipierte Schau wurde am Dienstag im Foyer des Teletta-Groß-Gymnasiums von Schulleiter Hermann Visser eröffnet (siehe Info-Kasten). Man zeige diese Ausstellung, weil sie dazu beitrage, ein friedliches Miteinander zu fördern. Das TGG habe sich ein Leitbild gegeben, in dem die möglichst konfliktfreie Bewältigung des Alltags einen hohen Stellenwert einnehme. „Wir haben uns darauf verständigt, Diskriminierung an unserer Schule nicht zuzulassen“, sagte Visser.

Landrat Bernhard Bramlage würdigte dieses Engagement in seiner Eröffnungsrede. Als Vorsitzender des Kreisverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge war er bei der Veranstaltung ebenso anwesend wie Margret Schubert, die Kreis-Geschäftsführerin der Organisation. „Frieden fängt individuell an“, strich Bramlage heraus. Die Ausstellung leiste einen Beitrag dazu, die Mechanismen zur Entstehung von Vorurteilen zu erkennen. Außerdem fördere sie das Erinnern und zeige die Möglichkeiten einer Gedenkkultur auf.

Mit diesem Thema hat sich auch die Klasse 8a im Rahmen eines fächerübergreifenden Projektunterrichts beschäftigt. Die Geschichtslehrerin Claudia Lax erforschte gemeinsam mit ihnen den Gedenktag des 8. Mai 1945 sowie die Folgen aggressiver Expansionspolitik im Dritten Reich. Die Klasse hat die Stellwände für die Ausstellung zusammen mit den Teilnehmern der Geschichts-AG aufgebaut.

Die Schau selbst ist didaktisch sehr gut aufbereitet. Zu lesen sind unter anderem Erfahrungsberichte von Soldaten an unterschiedlichen Kriegsschauplätzen.

Die Ausstellung

Veranstaltet wird die mobile Ausstellung „Was heißt hier Frieden?!“ vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Sie richtet sich an Schüler und Lehrer. Begleitend gibt es Lehrmaterial.

Die Ausstellung umfasst 48 Tafeln, die an klappbaren Stellwänden hängen. Sie werden etwa in Schulfoyers aufgestellt und benötigen rund 30 Quadratmeter. Aufbau und Abholung durch den Volksbund sind kostenlos.

Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 12. Mai 2006, S. 22

2006-05-17, sh