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Fast alle Probleme dieser Welt werden angesprochen

PODIUMSDISKUSSION Jugendpolitische Sprecher aus dem Landkreis stellen ihre Positionen vor Teletta-Groß-Gymnasiasten dar

Die Nachwuchspolitiker lösten sich nur selten von der offiziellen Haltung ihrer Parteien. Oft ähnelten ihre Haltungen einander sogar sehr.

Von Astrid Fertig

Foto des erfolgreichen Teams

Die Zusammensetzung des Podiums gestern bei der Diskussionsrunde im Teletta-Groß-Gymnasium (von links): Benjamin von der Ahe, Grüne; Hasko Brahms, Junge Union; SV-Vertreter Ingo Hagemann und Anne Graalmann sowie Hauke Sattler, Jungsozialisten.

Leer - Die Probleme dieser Welt, vom Atomausstieg über Offshore-Windparks bis zur Dritte-Welt-Politik, wurden gestern in der Aula des Teletta-Groß-Gymnasiums angesprochen und diskutiert. Vor kurzem hat sich die Schülermitverwaltung neu konstituiert. Die neugewählten Schülervertreter veranstalteten eine Podiumsdiskussion mit jugendpolitischen Sprechern aus dem Landkreis Leer zu den Themen Jugendpolitik, Umweltpolitik und Bildungspolitik. Die Diskussion lief in zwei Runden: Morgens wurde mit den neunten und zehnten Klassen diskutiert, am Vormittag mit den Jahrgangsstufen 11 und 12. Der 13. Jahrgang schrieb Abiturklausuren.

Auf dem Podium saßen: Benjamin von der Ahe, der Sprecher des Grünen-Jugendbundesverbandes. Von der Ahe kandidierte bei der Bundestagswahl; Hasko Brahms, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Jungen Union, sowie der Kreisvorsitzende der Jusos, Hauke Sattler. Die FDP hatte keinen geschickt.

Geleitet wurde die Diskussion von den Schülervertretern Anne Graalmann und Ingo Hagemann.

Über weite Strecken vertraten die jugendpolitischen Sprecher die Haltungen ihrer Parteien. Zur Bildungspolitik, sagten Sattler und von der Ahe, dass Kinder möglichst lange gemeinsam unterrichtet werden sollten, während Brahms für die Abschaffung der OS und Stärkung der Haupt- und Realschulen ist.

Gleichzeitig waren alle drei Sprecher dafür, die Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre zu verkürzen. Von der Ahe musste sich von Onno Kramer aus dem Publikum fragen lassen, wie das denn gehen solle: Bis zur neunten Klasse gemeinsamer Unterricht für alle und dann nach zwölf Jahren Abitur. Der Grüne sah darin überhaupt kein Problem, wenn nach der gemeinsamen Schulzeit für die einen nach drei Jahren das Abitur kommt, während die anderen ins Berufsleben aufbrechen.

Kontrovers diskutiert wurde auf dem Podium nicht. Der Ton blieb freundlich, oft ähnelten die Sprecher sich in ihren Ansichten sehr. Zum Auftakt jeden neuen Themas vollendeten sie einen vorgegebenen Satz. „Umweltpolitik heißt für uns.“ ergänzte der Grüne mit „die Existenzgrundlage unserer und der kommenden Generation zu sichern“. Das sei auch seine Meinung, sagte Sozialdemokrat Sattler. Es wäre ja auch komisch, „wenn das jemand nicht sagen kann“. Dem schloss sich auch Brahms von der Jungen Union an.

In einigen Bereichen hatten die Parteivertreter eigene Erfahrungen gesammelt und berichteten darüber. Wie es an einer deutschen Universität zugeht, hat von der Ahe ein paar Semester lang getestet. Er habe sein Studium abgebrochen, ließ er die Gymnasiasten wissen, denn was er erlebt habe, „war einfach nur abartig“. Veranstaltungen, in denen 200 Leute saßen, und Professoren, die einfach ihre Bücher ´runterlasen.

Studiengebühren lehnt der Grüne rundheraus ab. Auch Sattler, SPD, stellte ganz parteikonform fest, dass es in Deutschland etwas Besonderes sei, dass man Bildung kostenlos genießen könne, und das solle man unbedingt erhalten. Ebenfalls auf der Linie seiner Partei sprach sich Unionspolitiker Brahms für Studiengebühren aus.

Zwölftklässlerin Ramona Schrage wollte von allen drei Jungpolitikern wissen, wie sie zur Legalisierung weicher Drogen stehen. Er selbst, erwiderte Hauke Sattler, habe noch nie weiche Drogen genommen. Grundsätzlich hätte er nichts dagegen, Cannabis zu legalisieren. Doch meine er, dass sich dafür nun gerade nicht speziell er engagieren müsse, weil es andere Themen gebe, die ihm näher liegen.

Von der Ahe lachte kurz auf, als die Frage an ihn kam. Wie er zur Legalisierung weicher Drogen stehe, sei ja klar. Das erwidernde Lachen im Publikum gab dem Grünen recht. Aber auch Hasko Brahms meint, das Betäubungsmittelgesetz sei reformbedürftig. Eine Unterscheidung zwischen harten und weichen Drogen sei überfällig.

Die Oberstufenjahrgänge folgten der Diskussion sehr aufmerksam und belebten sie mit vielen eigenen Fragen. Damit entsprachen die Gymnasiasten der Vorstellung des Podiums, dass es zwar eine Partei- aber keine generelle Politikverdrossenheit gebe.

Hasko Brahms, Junge Union, fasste zusammen, es komme weniger drauf an, wo sich ein junger Mensch engagiere, als darauf, dass er sich überhaupt für etwas engagiert.

Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 26. April 2003

2007-01-10, mh