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Planspiel im Bundestag

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Gruppenbild der 10f

Die 10f im Paul-Löbe-Haus

Bericht

Während ihrer Klassenfahrt in die Bundeshauptstadt Berlin war die Klasse 10f des TGG Leer am 11.10.2005 im Bundestag. Nach einer Führung durch das Reichstagsgebäude wurde ein „Planspiel" durchgeführt. Das Spiel bestand darin, die Arbeitsweise des Bundestages und seiner Ausschüsse nachzuspielen.

Wir hatten das jugendangepasste Thema „Alkopops“.

Uns wurden Persönlichkeiten zugeteilt, die wir innerhalb des Spieles spielen mussten. Jede dieser Persönlichkeiten war in einer von vier Fraktionen im Bundestag. Die „APD" (= Arbeiter Partei Deutschland, der SPD nachempfunden) bildete in Koalition mit der „ÖSP" (= Ökologisch-Soziale Partei, die Grünen) die Regierung. Die „KVP" (= Konservative Volkspartei, CDU) und die „LRP" (Liberale Reformpartei, FDP) bilden die Opposition.

Nachdem wir uns unsere „Persönlichkeitsbögen" durchgelesen hatten und die Linken in unserer Klasse sich in das Schicksal ergeben hatten, den konservativen Parteien anzugehören, verteilte sich die Klasse nach Fraktionen geordnet in verschiedene Räume. Dort wurden die Fraktionsvorsitzenden gewählt und die Fraktionsmitglieder auf die Ausschüsse „Familie, Senioren, Frauen und Jugend" und „Verbraucherschutz" aufgeteilt. Außerdem wurden die jeweiligen Ausschussvorsitzenden benannt und Leitlinien für die Arbeit in den Ausschüssen erarbeitet. Zwischendurch kam der (reale) Bundestagsmitarbeiter vorbei und stellte den Fraktionen die designierte Bundestagspräsidentin aus den Reihen der APD vor.

Als wir uns 45 Minuten später im Plenum wieder zusammengefunden hatten, wurde die erste Lesung vom Alterspräsidenten eröffnet. Dann wurde die Bundestagspräsidentin fast einstimmig gewählt (der Abweichler war ein Mitglied der APD, das selbst hatte Bundestagspräsident werden wollen.) Nachdem die Ausschüsse eingesetzt worden waren, wurde der Gesetzentwurf für (bzw. gegen) Alkopops einstimmig an die Ausschüsse überwiesen, die sich gleich nach der Plenarsitzung zusammenfanden.

In den Ausschüssen gerieten die Fronten zum ersten Mal aneinander. Im mitberatenden Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend waren es die ÖSP und die KVP, die sich wegen der scharfen Vorschläge der ÖSP in die Haare bekamen. Unter anderem schlug die ÖSP vor, nicht nur Fernseh- und Plakatwerbung zu verbieten, sondern auch Etikettenwerbung. Außerdem wurde der Vorschlag einer drastischen Erhöhung des Preises für Alkopops gebracht. Während die LRP ziemlich erfolglos und ohne Rückendeckung der größeren Oppositionspartei versuchten, eigene Gesetzesentwürfe vorzubringen, war die APD von den drastischen Vorschlägen der ÖSP überrascht. Doch nach einer kleinen Unterbrechung und einer Verständigung der beiden Koalitionspartner waren sie sich einig, sich gegenseitig zu unterstützen. Gegen diese Mehrheit konnte die Opposition nichts ausrichten und viele Gesetzesentwürfe der Regierung wurden durchgesetzt. Nachdem der Ausschuss die Gesetzesvorlagen nach 45 Minuten zu Ende bearbeitet hatte und die Ergebnisse dem federführenden Ausschuss überreicht hatte, konnten die Mitglieder sich am hauseigenen Imbiss stärken.

Als auch der federführende Ausschuss seine Sitzung beendet hatte, fanden sich die Fraktionen wieder in ihren jeweiligen Räumen zusammen. Dort wurde über das Ergebnis der Ausschusssitzungen beraten. Außerdem wurden Reden ausgearbeitet. Die APD und ÖSP stellten fest, dass sie nicht in allen Punkten übereinstimmten und beschlossen der Bundestagspräsidentin Änderungsvorschläge vorzulegen, über die in der Plenarsitzung abgestimmt worden werden sollte. Außerdem stimmten sie überein, in vollkommener Geschlossenheit ins Plenum zu gehen.

In der Plenarsitzung eröffnete der APD-Fraktionsvorsitzende mit einer teilweise scharfen Rede die erneute Diskussion. Nachdem die KVP-Vorsitzende mit einer Lobrede auf den eigenen Gesetzentwurf fortgefahren war, antwortete ein Mitglied der ÖSP mit einer scharfen Rede, die die KVP und die LRP der Unsachlichkeit beschuldigte und von Buhrufen und Pfiffen der betroffenen Fraktionen begleitet wurde. Nachdem der LRP-Fraktionsvorsitzende die Anschuldigungen zurückgewiesen hatte, wurde – überraschend für die Opposition – über die Änderungsvorschläge der APD und der ÖSP abgestimmt. Geschlossen stimmte die Regierungskoalition für die Vorschläge und konnte sie durch die eigene Mehrheit durchsetzen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Planspiel sehr gelungen war und viel Spaß gemacht hat. Vielleicht eine Idee für eine „Planspiel-AG“ am TGG?

Text: Michael Kohnen

Bilder

Bei der Austeilung der Persönlichkeitsbögen

Verteilung der Persönlichkeitsbögen – eh man sich versieht, wird man zur geschiedenen 54-Jährigen.

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Wie im wirklichen Leben geschieht das Entscheidende hinter verschlossenen Türen.

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Noch ahnt der Vorsitzende des federführenden Ausschusses nichts vom bevorstehenden Eklat.

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War es nur der Unkonzentriertheit einiger Mitglieder der ÖSP geschuldet, …

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… jedenfalls stimmten sie auf einmal mit der Opposition – die Koalitionäre können es nicht fassen.

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Die Ausschussmitglieder der KVP sind angenehm überrascht, doch die Freude währt nur kurz, …

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… denn eine Sitzung der Regierungsfraktionen bringt die Abweichler schnell wieder auf Linie.

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„Sie treiben unsere Kinder in den Alkoholismus!“ – die AVP geht sofort zum Angriff über.

Mehr Informationen zum Planspiel – übrigens unter Verwendung von Fotos der 10f wie auf der Seite „Akteure“ (es zeigt, dass die Änderungsanträge der Opposition geschlossen niedergestimmt werden) – finden sich im Web-Angebot des Deutschen Bundestages.

2005-11-22,