Zum Inhalt springen

Siehe auch

Sie sind hier: Startseite > RZ vom 11.02.2008

Mehr als „nur ein bisschen malen“

„komm! kunst!“: Eine Ausstellung über den „wirklichen“ Kunstunterricht der Schule

Schülerinnen

Die Rheiderländer Schülerinnen (von links) Julia Winterboer aus Weener, Andrea Boekhoff aus Bunde und Kathrin Wienberg aus Möhlenwarf haben an der Ausstellung „komm! kunst!“ mitgewirkt, die im Leeraner Zollhaus gezeigt wird. Foto: Bosse.

tb Leer/Rheiderland. Eine Kunstausstellung besonderer Art ist zurzeit im Leeraner Zollhaus zu sehen. Unter dem Titel „komm! kunst!“ stellen drei Kunstkurse von Gymnasien in Leer und Bad Zwischenahn dort zur Schau, was sie im Schulunterricht im Fach Kunst gelernt und geschaffen haben. Die allgemein verbreitete Ansicht, Kunstunterricht sei „nur ein bisschen malen“, habe auch bei Ihnen teilweise vorgeherrscht, als sie Kurse gewählt hatten, so die Schüler. Aber die theoretische und praktische Ausbildung in der Schule habe ihnen viel mehr gebracht, als es „ein bisschen malen“ hätte tun können: „Wir haben nun alle eine ganz neue Sicht auf unsere Umwelt.“

Die Ausstellung hält sich in ihrer Konzeption zunächst dicht an den Lehrplan, den die Gymnasiasten in den ersten drei Semestern der Oberstufe durchlaufen haben. Dass dies auch bei drei unterschiedlichen Kursen möglich ist, liegt an der engen Zusammenarbeit zwischen den Kunstlehrerinnen Andrea Berchter-Nau (Leistungskurs am Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht), Ulrike Pahl (Grundkurs am Teletta-Groß-Gymnasium Leer) und Kerstin Harjes (Leistungskurs am TGG, der auch von Schülern des Ubbo-Emmius-Gymnasiums besucht wird). Das Angebot an die Schüler, eine solche Ausstellung zu konzipieren, hatte dabei unterschiedliche Stoßrichtungen. „Die Schüler lernen so, den durchgenommenen Stoff noch einmal zu reflektieren und auch anderen zu erklären“, so die Pädagoginnen. „Kunst ist immer auch Kommunikation.“ Zudem sei die Eigenverantwortung der Schüler für so eine Veranstaltung immer eine wichtige Erfahrung.

Ähnlich sehen es auch die Schüler und Schülerinnen. Andrea Boekhoff aus Bunde hat die Arbeit an der Ausstellung als willkommenes Übungsfeld für die anstehenden Abiturprüfungen gesehen. „Das ist unsere Art der Wiederholung des Lernstoffs“, stellt die Bunderin fest. „Etwas, das man selber erklärt, kann man sich auch selber besser merken.“ Die Organisation sei allerdings sehr zeitaufwändig gewesen. „Schule und Schlaf sind in der letzten Woche etwas zu kurz gekommen“, schmunzelt sie. Kathrin Wienberg aus Möhlenwarf ist sehr zufrieden mit der Leistung, die sie mit ihren Mitschülern zusammen vollbracht hat. „Es war wichtig, dass die organisatorische Arbeit so gut geklappt hat.“ Die Schüler wollten neben der reinen Ausstellung nämlich auch noch etwas mehr bieten. So gab es am vergangenen Sonnabend einen Brunch zu Ausstellung mit anschließender Führung für die Gäste. „Es macht einen doch sehr stolz, dass wir das alles alleine auf die Beine gestellt haben“, freut sich Boekhoff. „Das ist ein gutes Gefühl.“

Detailliert und mit vielen Erklärungen wird in der Ausstellung gezeigt, welchen Stoff die Schüler durchgearbeitet haben. Die Semesterthemen „Architektur“, „Mensch und Technik“ sowie „Zeit im Bild“ werden mit vielen Beispielarbeiten erläutert. Dabei werden nicht nur exemplarisch Werke von bekannten Künstlern wie Joseph Beuys oder Daniel Spoerri beschrieben und interpretiert, sondern auch eigene Werke der Schüler gezeigt. Eine Projektarbeit zeigt etwa den Entwurf für ein Wohngebäude. Es finden sich Ölgemälde der Schüler zu Thomas Bernhards Text „Eine Maschine“, Zeichnungen über „Kunst und Kaffee“ sowie eine mit audiovisuellen Mitteln gestaltete „Höhle“, die eine künstlerische Interpretation des Werks „Der Überströmer“ der Künstlerin Rebecca Horn ist. „So ein eigener Beitrag zu der Ausstellung hat besonders Spaß gemacht“, sagt Julia Winterboer aus Weener. Allerdings fürchten die Schülerinnen, dass solche Projekte wie diese Ausstellung in Zukunft immer seltener werden. „Bei dem steigenden Zeit- und Arbeitsaufwand, den man für die Schule leisten muss, wird eine solche zusätzliche Belastung für die Schüler bald nicht mehr zu leisten sein.“

Die Ausstellung „komm! kunst!“ ist noch bis zum kommenden Freitag, 15. Februar, im Zollhaus in Leer zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Aus der Rheiderland-Zeitung vom 11. Februar 2008, S. 6

2008-02-13, ms | dw