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„Der letzte Jolly Boy“ in Leer

Wie überlebt ein Mensch Auschwitz? Wie erträgt er die Erinnerung? – Es ist für die heutige Generation kaum nachvollziehbar, was es bedeutet, unter dem NS-Regime im Konzentrationslager inhaftiert gewesen zu sein, das eigene Zuhause und die ganze Familie verloren zu haben. Die Filmbiographie über Leon Schwarzbaum, der all dies am eigenen Leib erlebt und erlitten hat, vermittelt eine erste eindringliche Vorstellung von den Folgewirkungen der Shoah.

Foto vom Gespräch mit dem Regisseur Hans-Erich Viet im Kinocenter Leer

Der Regisseur Herr Viet im Gespräch mit der 11a und den GEWI-SchülerInnen des 7. Jahrgangs

Im Rahmen der Schulkino-Wochen hatte die 11a und das GeWi-Profil des 7. Jahrgangs die Gelegenheit, die Dokumentation „Der letzte Jolly Boy“ im Beisein des Regisseurs Hans-Erich Viet im Kinocenter Leer zu sehen und im Anschluss mit dem Filmemacher ins Gespräch zu kommen.

Viet erzählt von seiner Begegnung mit Schwarzbaum in Berlin, aus der eine innige Freundschaft geworden ist. Die Geschichte, von der er erfährt, ist so wertvoll, dass sie für die Nachwelt erhalten bleiben soll. So entsteht ein außergewöhnliches Projekt:

Der Film entpuppt sich als eine Art Roadmovie, die den Holocaust-Überlebenden Leon Schwarzbaum über drei Jahre begleitet. Der Zuschauer geht auf eine Zeitreise durch die deutsch-polnische Geschichte bis in die Gegenwart. Er schaut dabei einem Mann „über die Schulter“, der einst als Jugendlicher mit seiner „Boy Group“ Musik machte: Bis zur Einnahme Polens durch die Nationalsozialisten interpretieren die „Jolly Boys“ amerikanischen Swing. 1921 in Hamburg geboren und im polnischen Bezin aufgewachsen, überlebt Schwarzbaum als Einziger das dortige Ghetto. In Bobrek, einem Außenlager von Auschwitz, muss er Zwangsarbeit für Siemens leisten. Wie durch ein Wunder überlebt er die Folter und Qual der Lager Auschwitz-Birkenau, Buchenwald und Haselhorst. Er übersteht die von der SS überwachten Todesmärsche von Auschwitz nach Gleiwitz und von Sachsenhausen nach Schwerin.

Im letzten Auschwitz-Prozess gegen den ehemaligen SS Mann Reinhold Hanning tritt der vierundneunzigjährige Schwarzbaum als einer der Zeugen und Nebenkläger auf und berichtet vom eigenen Schmerz und Verlust im Konzentrationslager. Er spricht mit Gefangenen im Gefängnis Zeithain und mit Markus Lanz in dessen Talkshow. Die Zeitzeugengespräche mit jungen Menschen empfindet er als Lebensaufgabe. Nun erzählt er vor der Kamera seine persönliche Geschichte, an die er uns als Zuschauer teilhaben lässt. Dafür möchten wir uns bedanken.

Claudia Lax

2019-05-02,