Sie sind hier: Startseite Archiv 2018/19 1. Halbjahr Gedenkveranstaltung
Am Abend des 9. November haben wieder Schülerinnen und Schüler die Namen der ermordeten Leeraner Juden bei der öffentlichen Gedenkveranstaltung am Bummert verlesen. Zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht hatte die Stadt zudem zwei Schrifttafeln in Auftrag gegeben, die im Rahmen der Zeremonie enthüllt wurden. Antonia Benneckenstein und Gunnar Hoffmann, Schülersprecher und Mitglied der AG zur Lokalgeschichte, sprachen die einleitenden Worte.
Die Rede im Wortlaut:
„Mir ist zuweilen so, als ob
Das Herz in mir zerbrach.
Ich habe manchmal Heimweh.
Ich weiß nur nicht, wonach.“
Aus Mascha Kalekos Gedicht: Im Exil
Es ist inzwischen Tradition geworden, dass Schülerinnen und Schüler die rund 300 Namen der jüdischen Todesopfer der Shoah aus Leer am 9. November verlesen. Doch die Zahl derer, die Opfer von Ausgrenzung und Demütigung, Verfolgung und Heimatverlust wurden, ist bei weitem höher. Die Gedenkplatten, die heute enthüllt werden, tragen diesem Umstand Rechnung.
Sie berücksichtigen nicht nur die Namen aller Leeraner Juden, die hier geboren sind und die Machtübernahme der Nationalsozialisten miterlebten.
Darüber hinaus sind die Schicksale auch derjenigen aufgeführt, die nach Leer gezogen sind und in den 30er bzw. 40er Jahren in der Stadt wohnten. Sie alle haben unter dem Regime gelitten.
Die Verteilung ihrer Adressen auf der abgebildeten Karte zeigt, dass ihre Familien in den Zeiten der Verfolgung mitten aus der städtischen Gesellschaft gerissen worden sind. Nur wenige konnten fliehen oder zumindest ihre Kinder durch einen Kindertransport nach England oder Palästina retten. Auch diese Generation war Opfer.
Die Anzahl der aufgeführten Emigranten, Flüchtlingen, Deportierten, Misshandelten und Ermordeten erfüllt uns mit Schrecken, Trauer und Scham.
Einleitung: Claudia Lax / Fotos: Frank Wieligmann
2018-12-05, bo