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Einladung zu einem Kino-Erlebnis der besonderen Art in der Aula des TGG

Das Foto zeigt Eike Besuden und die Schauspielerin Franziska Mencz an einem Tisch sitzend auf der Bühne der Aula des TGG.

Am 22. Januar 2024 versammelten sich alle 10. Klassen des TGG und einige interessierte Schüler*Innen des 13. Jahrgangs in der Aula, um den Film „Aufgeben? – Niemals!“ aus dem Jahr 2012 zu schauen. Der Regisseur der Dokumentation Herr Eike Besuden und die Schauspielerin Frau Franziska Mencz waren in der Aula persönlich anwesend, worüber wir uns alle sehr gefreut haben.

Herr Besuden stellte dem Publikum das Schicksal der Familie Bamberger aus Bremen vor. Nachdem wir das Doku-Drama gesehen hatten, ging der Filmemacher auf alle Fragen der Schüler*Innen ein und beantwortete sie ausführlich. Nach der Fragerunde folgte die Lesung aus dem Buch „Emigrante: Erben des Holocaust in den USA“. Die Ausgabe war erst in Bremen 2022 veröffentlicht worden und enthält eine große Sammlung von vielen Interviews der Bamberger Familienmitglieder der zweiten und dritten Generation der Shoa-Überlebenden. In den Interviews geben die Kinder und Enkelkinder von Anneliese Bamberger Auskunft über Vergangenes und erzählen von ihrer jetzigen Lebenssituation. Die Veranstaltung umfasste eine Dauer von einer Schul-Doppelstunde.

Die Geschichte der Familie Bamberger

Es ist eine sehr berührende Familiengeschichte, die mit Julius Bamberger, den Zwillingen Anneliese Bamberger und Egon Bamberger sowie seiner Frau beginnt. Das Pärchen konnte zwar keine Kinder bekommen; sie liebten die adoptierten Zwillinge aber, als wären es ihre eigenen. Um die 1920er–1930er Jahre lebte die kleine Familie glücklich und relativ wohlhabend in Bremen. Julius Bamberger wollte etwas Besonderes erschaffen, deshalb baute er das für diese Zeit sehr herausstechende Bamberger Haus in Bremen: mit einer Dachterrasse als Restaurant, sowie einem Kaufhaus im Inneren. Der Familie ging es gut, die Kinder hatten eine unbeschwerte Kindheit, bis zu dem Tag, an dem Julius Bamberger in seinem Heim vor den Augen seiner Familie verhaftet wird.

Er ist Jude, genauso wie seine beiden Kinder. Seine Frau ist Christin. Das Julius Jude ist, scheint für die Polizisten Grund genug zu sein, ihn zu verhaften. Er ist lange in Haft, wird wochenlang nicht angehört und verbringt viel Zeit in einer kleinen, dunklen Zelle. Nach langen Wochen des Wartens kommt er wie durch ein Wunder frei.

Er und seine Frau schicken die beiden Zwillinge zu ihrem eigenen Schutz auf ein Internat in der Schweiz. Julius weiß, sie müssen fliehen. Seine Frau bleibt zurück, er setzt sich mit seinen Kindern nach Frankreich ab. Dort sind die Nazis noch nicht angelangt, hier ist die Welt noch in Ordnung. Doch ein paar Monate später sind sie auch hier in Gefahr. Sie werden verhaftet. Anneliese wird in ein KZ gebracht. Was mit Egon passiert, ist den beiden nicht klar. Doch Julius befreit seine Tochter, kann sie glücklicherweise freikaufen. Sie ist traumatisiert, will kaum reden, scheint sich an nichts aus dieser schlimmen Zeit erinnern zu können. Die beiden fliehen, wie durch ein Wunder finden sie auf dieser Flucht Annelieses Bruder wieder, der eine Arbeit gefunden hatte.

Ihr nächstes Ziel ist Spanien. Zu dieser Zeit ist der Krieg in Deutschland weit vorangeschritten. Julius Bambergers Frau lebt immer noch in Bremen, wo sie einst mit ihrer kleinen Familie sorgenlos glücklich sein konnte. Sie hält dem Druck nicht stand, sie begeht Selbstmord. Was sie vor ihrem einsamen Tod noch organisiert, wird den drei anderen Familienmitgliedern auf der Flucht wahrscheinlich das Leben retten. Sie sammelt ihren wertvollsten Schmuck und schickt diesen mit einem Brief zusammen zu ihrer so sehr geliebten Familie. Die können ihr Glück kaum fassen, sie können nun ihren großen Plan, für den sie kein Geld hatten, nun endlich umsetzen. Sie schaffen es und können schon bald aus Spanien ausreisen und ihre große Hoffnung erfüllen, das so friedliche Amerika begrüßen. Hier nimmt das Leben seinen Lauf: Anneliese findet ihre große Liebe. Julius Bamberger eröffnet ein kleines Schmuckgeschäft. Sie finden, soweit sie können, endlich ihren Frieden.

Das Foto zeigt die Schülerinnen und Schüler während der Veranstaltung in der Aula des TGG.

Was mit dem einzigartigen Bamberger Haus passiert, das sie zurücklassen mussten, wissen die drei nicht. Es ist während der Nazizeit in Staatseigentum übergegangen. Im Krieg wird es zerstört und zertrümmert, doch nach dieser grausamen Zeit wird es erneut aufgebaut. Es wird aber leider so schlecht zusammengeflickt, dass es abermals abgerissen werden muss und ein letztes Mal würdevoll errichtet wird. Während dessen haben Anneliese und ihr Bruder selber Kinder bekommen. Jedoch holt Anneliese ihre schreckliche Vergangenheit immer wieder ein. Sie kann sich nicht um ihre Töchter sorgen: Ihre Kinder erzählen davon, dass Anneliese nie richtig für sie da sein konnte. Die Kinder fühlten sich oft allein gelassen und mussten schnell selbstständig werden. Generation um Generation wird dieses Päckchen immer mit sich tragen, wie sich zeigen wird. Die Familiengeschichte kann und wird selbst nach der 2. und 3. Generation nicht in Vergessenheit geraten.

Dass die Generationen sich auch nach Annelieses Tod noch sehr mit ihrer Familiengeschichte identifizieren, wird deutlich, als 2007 eine Enkelin das Bamberger Haus in Deutschland neu eröffnet und würdevoll einweiht. Statt dem ehemaligen Kaufhaus wird in dem Inneren des so besonderen Gebäudes nun das Zentrum der Bremer Volkshochschule eröffnet. Es erinnert daran, dass alle Menschen willkommen sind – egal welche Herkunft, Religion oder Hautfarbe sie haben.

Wir sind der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Ostfriesland e. V. und dem Verein der Eltern und Freunde des TGG für deren finanzielle Förderung sehr dankbar! Ohne deren Unterstützung wäre diese besondere Veranstaltung nicht möglich gewesen.

Text: Tomke Heidergott und Irma Heinrich aus der Klasse 10c / Fotos: Henry Stelter

2024-03-04 (letzte Änderung),