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Im Frühjahr dieses Jahres wurde ich von meinem damaligen Mathematiklehrer Herrn Dietmar Meyer angesprochen, ob ich Lust hätte, bei einer Sommerakademie der DSA (Deutsche Schülerakademie e. V.) teilzunehmen.
Nachdem ich Herrn Meyer mein Interesse mitgeteilt hatte, musste er für die Bewerbung dann noch ein Empfehlungsschreiben anfertigen, in dem er meine Leistungen und meine Motivation einschätzen sollte. Das Bewerbungsschreiben wurde dann zur DSA geschickt, die nach etwa drei Wochen ein Kursprogrammheft und einen Anmeldebogen mir zusendete. Dies hieß jedoch noch nicht, ob man genommen wurde, sondern nur, dass man vorgeschlagen sei.
Nachdem ich das Schreiben mit meinen Kurswünschen ausgefüllt und zurückgesendet hatte, erhielt ich nach einem Monat die Bestätigung zur Teilnahme an der Multinationalen Sommerakademie Torgelow mit dem Kurs „T.2 Phänomen Spiel“ und weiteres Informationsmaterial zur Kursvorbereitung. Ich konnte mir dann vor Beginn der Akademie ein Referatsthema (Formale Regeln von Spielen / Spiele als mathematisches formales System) aussuchen, das ich vorzubereiten und dann zusammen mit einem anderen Teilnehmer vorzutragen hatte.
Dadurch kam es schon vor Beginn der Akademie z. B. durch E-Mails und eine Facebook-Gruppe zum Kontakt mit den anderen Teilnehmern. Dabei unterscheidet sich eine Multinationale Akademie grundsätzlich dadurch von einer „normalen Akademie“, dass die Teilnehmer aus fünf verschiedenen Nationen kommen. Bei meiner Akademie waren dies Schüler aus Polen, Litauen, Lettland, Estland und eben auch Deutschland.
Am 2. August ging es dann schließlich los. Die Akademie fand in Schloss Torgelow, einem Internatsgymnasium in Torgelow am See (Mecklenburg-Vorpommern), statt. Das Schloss liegt direkt an einem See und hat ein Gelände mit einem großen Angebot an vor allem sportlichen Aktivitäten. Man fühlte sich jedoch auch mutwillig von der Außenwelt isoliert, da der Handyempfang kurz vorm Erreichen des Geländes von fünf Balken und 3G auf keinen Empfang wechselte – aber dies nur am Rande.
Die 16 Tage in der Akademie waren mit 50 Stunden Kurs, einem morgendlichen Plenum, Exkursionen, einem Länderabend, einer Rotation und diversen sportlichen Veranstaltungen fest strukturiert. Außerhalb der Kurszeit konnten wir uns an KüAs (kursübergreifenden Angeboten) beteiligen oder selbst welche anbieten. Dabei reichte das Angebot an Aktivitäten von verschiedenen Sportarten über Jamsessions bis hin zum Kollektivschlafen im Foyer. Letzteres Angebot ist wahrscheinlich dadurch begründet gewesen, dass ein durchschnittlicher Tag um 7 Uhr morgens begann, wenn man das Frühstück mal nicht verschlafen hatte, und dann um ca. 4 Uhr nachts endete.
Teilweise waren sogar die Kursleiter und die Akademieleitung dabei, die sich aus jungen oder eben auch jung gebliebenen, sehr sympathischen Leuten zusammensetzten, die aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft kommen und früher meist selbst Teilnehmer an einer Akademie waren.
Die Multinationale Akademie zeichnete sich neben dem wissenschaftlichen Arbeiten gerade auch durch den großen kulturellen Austausch aus, bei dem man die Kultur und Sprache der anderen Teilnehmer kennen lernen konnte, was auch eines der Hauptargumente war, weshalb ich mich für eine Multinationale Akademie beworben habe. Die Arbeitssprache war dabei Deutsch, die aber alle Teilnehmer mehr oder weniger gut beherrschten. Die Annahme, dass es sich bei den Teilnehmern nur um klischeegetreue, spießige Streber handelt, wurde schon nach den ersten paar Stunden widerlegt. So war es auch kein Wunder, dass wir im Laufe der Zeit sehr viel Spaß sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kurse hatten.
Der Abschied fiel deshalb doppelt schwer, weil wir uns nach der Akademie wieder über halb Europa verstreuten. Jedoch versuchen auch wir ein Nachtreffen zu organisieren, wobei auch schon kleinere Treffen geplant sind. Gleichzeitig wurde man in den CdE (Club der Ehemaligen) aufgenommen, über den man den Kontakt zu allen Teilnehmern dieser Akademie neben der alternativen Facebook-Gruppe halten kann.
Letztlich lässt sich sagen, dass die Zeit in der Akademie meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat und sich zu einem Erlebnis entwickelt hat, das ich nicht mehr missen will, bei dem man eine Vielzahl neuer Freunde gefunden und „nebenbei“ auch noch viel gelernt und erlebt hat. Ich kann es jedem nur weiterempfehlen und würde es jederzeit wieder tun!
Zu meinem Kursthema „Phänomen Spiel“ lässt sich sagen, dass ich ganz ehrlich nie gedacht hätte, dass Spiele, wenn man sie wissenschaftlich analysiert und auch selbst welche entwickelt, einen so großen Einfluss in unserer Gesellschaft haben und sich hinter ihnen eine ganze Wissenschaft versteckt. Als Folgewirkung schießen einem nun auch mal beim Spielen an seiner Xbox irgendwelche spielwissenschaftliche Gedanken durch den Kopf. Das ist mir früher nicht passiert. So hat sich meine ganze Auffassung der Thematik Spiel im Laufe der Zeit nachhaltig verändert.
Insgesamt hat mir die Teilnahme an der Akademie sehr viel gebracht, da ich sehr viele interessante Leute aus verschiedensten Nationen und ihre Kultur kennengelernt, vieles über wissenschaftliches Arbeiten in verschiedenen Thematiken gelernt und auch in den Kurs- und Akademieleitern Ansprechpartner gefunden habe, die mir bei der Wahl meines Studiums helfen werden und zu denen ich auch zukünftig den Kontakt halten werde.
Text und Fotos: Markus Kimmann
2012-09-17, bo