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Von Marion Luppen
Wer gestern Hitzefrei bekam, konnte sich schon am Mittag im Leeraner Freibad vergnügen. Manche Schulen ersparen den Kindern bei diesem Wetter auch die Hausaufgaben. (Foto: Wolters)
LEER - Das Wetter schreit nach Sommerferien, doch bis dahin dauert es noch gut zwei Wochen. Bleibt für Schüler bis zur Klasse zehn nur die Hoffnung auf Hitzefrei. Das Bild im Landkreis Leer war gestern uneinheitlich: Einige Schulen schickten die Kinder nach der vierten oder fünften Stunde nach Hause, andere nicht. Die Entscheidung trifft jede Schule für sich (siehe Infokasten).
Hitzefrei gaben gestern beispielsweise das Ubbo-Emmius-Gymnasium (UEG) in Leer, die Gutenbergschule in Leer und das Schulzentrum Rhauderfehn. Das Teletta-Groß-Gymnasium(TGG) in Leer entließ nur einen Teil der Schüler vorzeitig in den Nachmittag, nämlich diejenigen, deren Klassenräume direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren und die auch keine Ausweichmöglichkeit hatten. Wer auf der Schattenseite saß, musste hingegen bis zum Schluss durchhalten.
Warum an ein und derselben Schule Unterschiede beim Hitzefrei gemacht werden, hat TGG-Leiter Hermann Visser den Schülern nach eigenen Angaben in der Eingangshalle erklärt. „Es soll möglichst kein Unterricht ausfallen“, sagte Visser im Gespräch mit der OZ. Man könne durchaus auch mal mit einer Klasse nach draußen gehen und Open-Air-Unterricht machen: nicht nur im Sport.
Das UEG versucht zwar, sich mit dem TGG abzusprechen, ist jedoch manchmal eher geneigt, Hitzefrei zu erteilen. „Die Situation bei uns ist extrem“, sagte UEG-Leiterin Gudrun Pohlig. Die Fenster des 1972 errichteten Neubaus ließen sich nicht öffnen. Pohlig: „Schon morgens, wenn man reinkommt, ist es dort 30 Grad warm.“ Nicht immer gebe es genug kühlere Ausweichräume für die Klassen. Bei den Eltern der Fünft- und Sechstklässler komme es jedoch teilweise nicht gut an, wenn die Kinder vorzeitig nach Hause geschickt werden, erklärte Pohlig.
Kein Hitzefrei erteilte gestern die Friesenschule in Leer, eine Realschule. „Wir sind mitten im Endspurt“, sagte Schulleiter Jobst Homeier. „Es werden noch Klassenarbeiten geschrieben, da erzeugen wir mit Hitzefrei nur Durcheinander.“ Zu den Schülern sage er immer, sie sollten mal an die Arbeiter denken, die bei dieser Hitze bei VW am Band stehen. Auch die Freie Christliche Schule in Veenhusen erteilte gestern noch kein Hitzefrei, ebenso wenig die Grundschule Bingum. „Wir geben grundsätzlich kein Hitzefrei, weil wir verlässlich sind“, sagte der Bingumer Schulleiter Gerrit Wille. Auch andere Verlässliche Grundschulen bieten bei jedem Wetter Betreuung bis zum Schluss, erteilen jedoch mit Einverständnis der Eltern auch schon mal Hitzefrei. Das will heute zum Beispiel die Eichenwallschule in Heisfelde tun. Kleiner Trost für die Bingumer Schüler: Sie bekommen bei diesem Wetter keine Hausaufgaben auf und können so nach Schulschluss unbeschwert ins Freibad.
Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 4. Juli 2006, S. 22
Ob eine Schule ihren Schülern Hitzefrei gibt, liegt im Ermessen der Schulleitung. Die Entscheidung ist nicht an eine bestimmte Temperatur gebunden. Hitzefrei kann laut Erlass des Kultusministeriums erteilt werden, „wenn der Unterricht durch hohe Temperaturen in den Schulräumen erheblich beeinträchtigt wird und andere Formen der Unterrichtsgestaltung nicht sinnvoll erscheinen“.
Grundschüler dürfen nur dann vorzeitig nach Hause entlassen werden, wenn das mit den Eltern abgesprochen ist. Generell kein Hitzefrei gibt es für Oberstufenschüler und Berufsschüler.
Lehrer müssen die ausgefallenen Stunden nacharbeiten, etwa durch Vertretungsstunden.
2006-07-06, sr