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Zwischen Profit und Lebensgrundlage

WIRTSCHAFT Rund 220 Schüler verfolgten gestern die Podiumsdiskussion zum Thema Globalisierung

Das Leeraner TGG organisierte die Veranstaltung. Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gewerkschaft waren gekommen.

Von Sebastian Bete

Foto von der Podiumsdiskussion

Die Aula in der Osterstegschule in Leer war gestern gut gefüllt. Die Schüler der zwölften Klassen des TGG und des UEG verfolgten die Diskussion. (Foto: Bete)

LEER - Es war ein einfaches Gespräch. Niels Lange hatte es ins Rollen gebracht. Vermutlich ohne große Hintergedanken. Der Lehrer am Teletta-Groß-Gymnasium (TGG) in Leer wollte seinen Politik-Schülern nur erklären, dass das Thema „Globalisierung“ im Abitur behandelt wird. Doch daraus wurde mehr. Sofort zählten die Zwölftklässler Vor- und Nachteile der Globalisierung auf, trieben eine kontroverse Diskussion voran.

Einen Monat und viele Arbeitsstunden später sitzt Lange mit seinen Schülern in der Aula der Osterstegschule in Leer. Vor ihnen auf dem Podium Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gewerkschaft. „Wir wollen einfach mehr über das Thema Globalisierung wissen als in unseren Lehrbüchern steht“, sagt Sandra Meyer. Die 19-jährige TGG-Schülerin gehört zum Organisationsteam, das die Podiumsdiskussion vorbereitet hat. Und dabei haben die Schüler alles in Eigenregie erarbeitet. Fragen wurden formuliert, Kontakte zu Unternehmen geknüpft.

„Während der Diskussion wollen wir die verschiedenen Aspekte der Globalisierung erkunden“, eröffnete die TGG-Schülerin und Moderatorin Merle Gräper die Veranstaltung. Rund 220 Schüler des TGG und des eingeladenen Ubbo-Emmius-Gymnasiums aus Leer verfolgen das Gespräch zwischen den Befürwortern und Gegnern der Globalisierung.

„Früher habe ich für eine zehnköpfige Schiffsbesatzung 750 000 DM gezahlt“, sagt Heiko Luikenga, Geschäftsführer von Ems Shipping & Trading. Um ein Drittel hat er diese Kosten gesenkt. „Um auf dem Markt bestehen zu können“, sagt er. Doch jetzt beschäftigt er Russen und keine Deutschen mehr. Denn die arbeiten für weniger Geld. Andere Firmen verlegen hingegen ihre Produktion ins Ausland.

„Krabben werden hier gefangen und in Marokko gepult. Nur weil dort die Kosten geringer sind und der Profit größer. Mit Spottlöhnen für die dortigen Arbeiter. Die Globalisierung zerstört einfach die Lebensgrundlage dieser Menschen“, prangert Mechthild Tammena von den Grünen an.

Gerrit Krull von der Attac – einer Protestbewegung, die sich für eine soziale und ökologische Globalisierung einsetzt (siehe Infokasten) – sieht dies ähnlich. „Wir dürfen diese Entwicklung nicht als Schicksal hinnehmen“, betont er.

Zu einem Konsens kam man nicht. Jedoch vermittelte die Podiumsdiskussion den Schülern einen Eindruck über die Vielschichtigkeit des Themas Globalisierung. Und das war das Ziel.

Die Teilnehmer

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Ralf Behrens (Volkswagen), Hans-Artur Wilker (Meyer Werft), Dr. Frank Albers (Fahrzeug Krone), Klaus Küper (Briese Schifffahrt), Heiko Luikenga (Ems Shipping & Trading), Dr. Ursula Wentemann (IG Metall), Günther Weers (Deutscher Gewerkschaftsbund), Mechthild Tammena (Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Leer) und Gerrit Krull (Attac, die französische Abkürzung für „Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen“). Die Mitglieder von Attac protestieren gegen die weltweit wachsende soziale Ungleichheit und gegen eine Globalisierung, die nur an Wirtschaftsinteressen der Mächtigen orientiert ist.

Moderiert wurde die Podiumsdiskussion durch die TGG-Schüler Matthias Kohnen und Merle Gräper.

Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 5. Juli 2006, S. 24

2006-07-05, tg