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Die Lyrik schleicht sich in seine Lieder

JUGEND Rapper vermittelt Spaß am Text

„Doppel-U“ kam gestern nach Leer und rappte mit Schülern von TGG und UEG Gedichte von Schiller und Goethe.

Von Maria Berentzen

Foto vom Konzert

„Ihr macht alle ‚Oh‘, wenn ich mit der Hand Zeichen gebe“, weist Rapper „Doppel-U“ die Schüler an.

LEER - Was 200 Jahre zurückliegt, ist heute manchmal schwer zu verstehen. Gerade bei Lyrik kann es sich anfühlen, als läge Staub auf den Lettern. Der Rapper „Doppel-U“ hat sich daher auf die Fahnen geschrieben, Schüler für die Gedichte Goethes und Schillers zu begeistern. Gestern trat er im Teletta-Groß-Gymnasium (TGG) vor Schülern des TGG und des Ubbo-Emmius-Gymnasiums (UEG) auf. „Wir verurteilen Sachen, weil wir sie nicht verstehen“, lädt er ein, sich auf die Texte einzulassen.

Sein Kniff ist, auf Augenhöhe mit den Schülern zu sprechen – zum Beispiel bei Schillers Gedicht „An Minna“, in dem es um eine unerfüllte Liebe geht. „Stellt Euch vor, Ihr steht auf eine Frau, und die fragt, ob Ihr mit ihr gehen wollt“, sagt „Doppel-U“. „Doch wenn Ihr Euch freut, sagt sie: ‚Ich will nicht‘“. Als er das Gedicht, mit Beats unterlegt, rappt, weist er die Schüler an, auf sein Zeichen hin ein trauriges „Oh“ zu machen. Schnell gewinnt er damit sein Publikum. Auch Goethes „Zauberlehrling“, bei dem er mal hämisch lacht, mal hektisch spricht, weil das Zauberwort vergessen ist, kommt gut an.

Beim „Erlkönig“, den die Schüler rappen, warnt er: „Wenn jemand lacht, breche ich ab. Da stirbt ein Kind!“ Seine Kunst ist, die Lyrik subversiv einzustreuen. Nicht zu viel auf einmal, nicht zu schwierige Texte – und vor allem ohne jeglichen pädagogischen Zeigefinger. Durch seine authentische Art nimmt man ihm die Liebe zur Lyrik ab. „Wichtig ist der Respekt den Worten gegenüber, auch wenn man nicht sofort alles versteht“, sagt er.

Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 21. April 2012, S. 25 / Foto: Berentzen

2012-04-21,