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Antike begeistert! Schüler des TGG vor ihrer Reise in das römische Leben am Golf von Neapel!
Am 22. Februar des Jahres 2008 ereignete sich eine mitreißende Geschichte voller Liebe, Romantik, Intelligenz, Luxus, Dekadenz und … langweiligen Museen voller Staub, die damit begann, dass Herr Vollmers – der eigentliche Erzengel der Pünktlichkeit – wieder einmal zu spät kam. Als wir dann letztendlich doch noch pünktlich und in getrennten Bussen losfuhren, fieberten wir einem Tag voller Spannung und Erotik – und natürlich einem Museumsbesuch – entgegen.
Nach einer eineinhalbstündigen Busfahrt – die Gott sei Dank unfallfrei verlief (hier einmal herzlichen Dank an den Busfahrer) – und einer halben Stunde Wartezeit, die wir frierend vor dem Focke Museum in Bremen – in der übrigens die Ausstellung stattfand und noch vom 15. Dezember bis 8. Juni stattfindet – verbrachten, wurden wir letztendlich um 09:57 Uhr durch die Tore des gewaltigen Museums hindurch – am Souvenirstand vorbei – in eine Cafeteria geführt, in der wir dann erst einmal lange auf unsere Führerinnen warten mussten.
Daraufhin trennten sich unsere Wege – Herr Vollmers scharte die 10dn um sich herum, um sie auf eine abenteuerliche Reise durch das Museum zu begleiten, während Frau Abbass die Klasse 10f sammelte, um ihnen bei einer weitaus weniger informativen Führung beizustehen. Die 10e unter Frau Wingert durfte/musste solange warten, genau wie die Zwölftklässler, die sich dadurch rächten, dass sie später eine halbe Stunde zu spät zum Bus kamen.
Die Führung der 10dn begann in der Gartenabteilung, wo zahlreiche Skulpturen und Brunnenfiguren zu sehen waren. Danach zeigte man uns Brunnen und die einzig erhalten gebliebene Badewanne aus Marmor mit vollständigem Beheizungssystem. Dann war der Schmuck dran – goldene Halsketten, die bis zu zwei Metern lang waren, Geschmeide, Bronzespiegel und Kämme aus Elfenbein stellten einige der wenigen Exponate ohne Genitalien dar – denn nahezu jede Skulptur hatte deutlich dargestellte Geschlechtsteile – es sei denn, sie waren abgebrochen.
Daraufhin erhielten wir einen Einblick in die kulinarische Küche des alten Roms – mit Rezepten zum Selbermachen!
Man nehme einfach frische Siebenschläfer, die lange in einem dunklen Korb lebten, vermischt sie mit Flamingozungen und Hahnenkämmen, gibt irgendeine lustige Soße darüber und schon ist man ein angesehener Gastgeber, der auf Gelagen exklusive Gerichte anbietet, während einige Lustsklaven sich um die Gäste kümmern – natürlich nur, damit der Gastgeber mächtig viel Ansehen schinden kann. Nebenbei wurde uns dann die Leidenschaft vieler Männer näher gebracht – denn wenn Mann gerade nicht ausgelassen feierte, trank und aß, sammelte Mann im alten Rom einfach mal Silberbesteck oder eine Millionen Sesterzen teure Citrustische.
Vorbei an Gläsern, Einwegparfumgefäßen und einem riesigen Kratèr zur Herstellung von Wein, der aber niemals benutzt, sondern nur angesehen wurde, ging es dann zu einem Raum, in dem die Liebe erblühte, der den Hass in unseren Herzen auslöschte und die Löcher mit Liebe erfüllte, der uns Arm und Reich, Luxus und Dekadenz vergessen ließ, und den Tag zu einem ganz besonderen machte – ja, man sollte ihn sogar in Valentinstag 2 umbenennen.
22. Februar, Valentinstag 2, für wahr, das klingt doch harmonisch, das drückt die Liebe aus.
In jenem sagenumwobenen Raum – an den ich mich eigentlich fast gar nicht mehr erinnere – stand eine Statue von Marcus Balbus und eine, die eine seiner Töchter zeigt. Nachdem Herr Dr. Vollmers (noch verheiratet) sich liebevoll zu ihren Sandalen runtergebeugt hatte, um zu betrachten, wie diese golden angemalt worden waren (oder wollte er ihr nur unter die Toga gucken?), richtete er sich auf, sah in ihre großen, kalten Steinaugen und schon drangen die herzerwärmenden Worte – voller Liebe und Bewunderung – über seine Lippen: „Das is schon ne Frau, nä?“ (Zitat: Peter Vollmers). Am Anziehendsten fand er dabei die Tatsache, dass sie eine sehr schweigsame Person ist … vielleicht liegt das daran, dass sie „nur“ eine Skulptur ist?
Das übersteigt sogar noch die Liebe einer Frau, die ihrer heiß geliebten Hausmuräne Perlenohrringe angelegt hatte.
Jedenfalls wurden wir dann aus diesem Raum, durch den man die Herzchen quasi fliegen sehen konnte, hinausgeführt, damit uns das Elend der Sklaven vor Augen geführt werden konnte; Fußfesseln … und erneut: Penisse!
Ein einfacher, rechteckiger Marmorblock mit Kopf und Penis. Sollte uns das zu denken geben? Ich verweise hier wieder auf ein Zitat Marlenes: „Das sollte ein Zeichen irgendwas mit Fruchtbarkeit sein … ich weiß auch nicht mehr.“
Und so wurden wir zur letzten Etappe unserer Pilgerreise des Wissens geführt: Gladiatoren. Mit verzierten Schienbeinschonern und Schlagringen. Erfolgreiche Gladiatoren wurden wie Stars gehandelt. Weniger erfolgreiche starben.
Begleitet von einer melodischen, einschläfernden Musik stiegen wir dann die Treppen hinab, die weg von der Ausstellung führten und das Ende der Führung verdeutlichten.
Allerdings stromerte ich noch ein wenig hinter Herrn Vollmers her, der gerade von einer Dame angesprochen wurde … Und nun hergehört, wir dürfen gerührt sein!
Nachdem er bestätigt hatte, dass er unser Lehrer sei, lobpreiste die Frau uns in höchsten Tönen und schmeichelte unserm lieben Lateinlehrer: Wir seien so artig und brav, still und leise, liebenswert. Perfekte Schüler, so was kenne man ja in Bremen gar nicht.
Ganz anders hingegen sah es bei der Führung der 10f aus …:
Das Erste, was wir von dieser atemberaubenden Ausstellung sahen, war ein animierter Teich mit einer animierten Muräne, die einen animierten Perlenohrring trug … Eindeutig Dekadenz!
Unsere Führerin führte uns nun in das Nebenzimmer, wo wir die Fußfesseln eines Sklaven bewundern konnten, allerdings konnte sie uns nicht so recht erklären, wie diese funktionierte … hmm, wir hätten uns eine etwas mehr wissende Führerin gewünscht. Als wir den Gladiatorenraum betraten, waren einige von uns sehr dankbar für die kleine Sitzgelegenheit.
Auch wir gelangten später noch zum Teil mit der Gartenausstellung. Auch uns fiel auf: „Mensch, hier gibt’s ja recht viele Geschlechtsteile!“ Besonders erfreuten wir uns an der Darstellung eines Sklaven, dessen Genitalien doch ein wenig größer waren als in der Realität … Ansonsten hätte einem der arme Mann wirklich Leid tun können …
Auf unserer Führung stellten wir auch öfters mehr als einmal fest, dass unsere Führerin nichts Wissenswertes mehr an uns heranführen konnte, was wir nicht eh schon wussten.
Nach der Führung ist ein großer Teil unserer Klasse erst einmal in diesen wunderschönen, dunklen Raum mit den gemütlichen Sitzkissen geströmt, um sich zur Ruhe zu betten. Beim Einschlafen halfen uns die immer wieder kehrenden Flötentöne des sich immer wiederholenden Clips … seeehhhr entspannend!
Nachdem wir die Führung haben auf uns wirken lassen, trafen wir die anderen Gepeinigten in der Eingangshalle oder der Cafeteria wieder …
Danach durften sowohl die 10e als auch die 12. Klässler dasselbe über sich ergehen lassen, während die 10dn und 10f den unteren Teil des Museums erkundeten. Als wir dann um Punkt 12 halbwegs gut informiert wieder im Bus saßen, mussten wir – wie schon erwähnt – eine halbe Stunde auf die werten 12. Klässler warten, bevor unser Bus sich in Bewegung setzte, um uns an einer unmöglichen Stelle in Bremen auszusetzen, sodass wir erst einmal 20 Minuten in die Innenstadt laufen mussten, bevor wir uns überhaupt richtig amüsieren konnten. Nachdem dann in eineinhalb Stunden die Schülerpflichten, die in Leer ja niemals möglich gewesen wären – wie z. B. eine Speisung bei McDonalds oder Subway – erledigt wurden, pilgerten wir wieder zum Bus, sodass wir um 14:40 Uhr wieder komplett im Bus saßen, um zum gepriesenen Heimatland Leer zurückzukehren.
Als wir dann um 17 Uhr wieder beim TGG hielten, gab es für Herrn Vollmers’ Lateinklasse nur eins zu tun …
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Text: Marlene Sternberger, Anke Hinderks; Fotos: Dr. Peter Vollmers
2008-06-05, ay