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„Solange ihre Namen genannt werden, werden sie nicht vergessen!“

Exkursion der Niederländisch-Leistungskurse ins Durchgangslager Westerbork

Am 1. November reisten 27 Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Niederländisch des Teletta-Groß-Gymnasiums Leer gemeinsam mit ihren Lehrkräften über die niederländische Grenze und zurück in die Zeit des 2. Weltkriegs. Ziel der Exkursion war das ehemalige Durchgangslager Westerbork, welches während der deutschen Besatzungszeit für 107.000 Menschen der letzte, nach außen hin recht friedlich wirkende Stopp vor der Deportation nach u. a. Sobibor, Auschwitz oder Theresienstadt war. Nur 5.000 von ihnen kehrten nach dem Ende des Krieges lebend zurück.

Das Foto zeigt die Teilnehmenden an der Exkursion nach Westerbork vor der Gedenkstätte (November 2023).

Im heutigen Erinnerungszentrum Westerbork nahmen die deutschen Schülerinnen und Schüler an einem abwechslungsreichen Programm teil. Neben einem kurzen Einführungsfilm und dem Besuch einer interaktiven Ausstellung besichtigten die Jugendlichen auch das ehemalige Lagergelände – den Ort, an dem auch Anne Frank auf ihre Deportation nach Bergen-Belsen wartete.

Besonderen Eindruck hinterließ darüber hinaus die Begegnung mit dem Zeitzeugen Fred van Vliet, der 1942 geboren, im Alter von 5 Monaten bei einer niederländischen Familie versteckt wurde. In dem Gespräch betonte van Vliet, wie wichtig eine aktive Erinnerung an die Opfer des Holocausts sei: „Ich sage es noch einmal: Meine Eltern hießen Rachel und Salomon Schachner. Sie wurden im Alter von 35 und 30 Jahren in Auschwitz ermordet. Solange ihre Namen genannt werden, werden sie nicht vergessen!“ Daneben wurde deutlich, welch großen Einfluss Krieg, Diskriminierung und Rassismus auf das Leben eines Menschen haben: „Fast 80 Jahre nach Kriegsende habe ich immer noch Angst!“, gestand Fred van Vliet. Gerade die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten und die steigenden Wählerzahlen rechtsextremistischer Parteien seien besorgniserregend. Umso wichtiger sei daher eine grenzüberschreitende Erinnerungskultur, die sich für den Frieden und gegen das Vergessen einsetzt.

Das Projekt, das im Rahmen des Interreg-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert wurde, stand unter dem Motto „Deutsch-niederländische Beziehungen während und nach dem 2. Weltkrieg“ und legte deshalb einen besonderen Schwerpunkt auf die geteilte Vergangenheit und den Umgang mit ihr.

Die Exkursion wurde im Rahmen einer Unterrichtsreihe im schulischen Kontext vor- und nachbereitet. Enge Absprachen mit dem Erinnerungszentrum Westerbork stellten eine Abstimmung der Exkursionsinhalte auf den Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler sicher und gemeinsam mit dem Zeitzeugen wurde ein individuelles Programm mit dem Ziel der interkulturellen Begegnung und des Austausches zwischen unterschiedlichen Generationen, Nationalitäten und Glaubensrichtungen erarbeitet und durchgeführt. Im Rahmen der Exkursion konnten die deutschen Schülerinnen und Schüler darüber hinaus auch ihre Fremdsprachenkenntnisse vertiefen und die niederländische Sprache in einer bedeutungsvollen Begegnungssituation aktiv anwenden.

Text und Foto: Julia Feldmann

2023-11-08,