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Sie sind hier: Startseite > Projekte > Kinema 2012 – Jever > NWZ vom 05.06.2012

Mit radikalen Mitteln auf Filmrolle vorbereitet

KINO Schüler aus Deutschland und Frankreich treffen in Jever Schauspielerin Maria-Victoria Dragus

Von Mali Schulz

Foto vom Treffen mit der Schauspielerin

Die Schauspielerin Maria-Victoria Dragus im Gespräch mit Schülern vor dem Kino in Jever.

JEVER – Ein Hauch Hollywood war im Rahmen des deutsch-französischen Schulkinoprojekts „Kinema“ im jeverschen Kino zu spüren, als sich 48 Schüler von insgesamt zwölf Schulen aus Niedersachsen und aus Haute-Normandie in Frankreich gemeinsam den Film „Töte mich“ ansahen.

Grund für die besondere Atmosphäre war der Besuch der Hauptdarstellerin Maria-Victoria Dragus (17), die bereits 2009 in dem für einen Oscar nominierten Film „Das weiße Band“ in den deutschen Kinos zu sehen war und mit zahlreichen deutschen Filmpreisen sowie der goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet wurde.

Als Teil des Comenius-Regio-Projekts soll mit „Kinema“ die wertvolle Arbeit mit Spielfilmen im Fremdsprachen-Unterricht angeregt werden. Dabei kommt es den Projektleitern besonders auf den Einsatz der Fremdsprache im Gespräch über den Film an.

Pro Schuljahr werden jeweils ein deutscher und ein französischer Film ausgewählt (in diesem Jahr neben dem Film „Töte mich“ als deutscher Beitrag das französische Meisterwerk „La Grande Illusion“ von Jean Renoir aus dem Jahr 1937), die als Grundlage für den interkulturellen Austausch dienen und zunächst im Unterricht besprochen werden.

Bei einem Treffen mit den Regisseuren des deutschen Films aus dem Partnerland hatten die Schüler im Februar die Möglichkeit, mehr über die Entstehung der Filme zu erfahren. Im Gespräch verflog bereits nach wenigen Minuten die Furcht, vor vielen Leuten die Fremdsprache zu nutzen. Der Austausch der Schüler über die Filme fand zunächst im März via E-Mail in Kommunikationsprojekten statt.

Abschlusstreffen in Jever

„Filme werden fürs Kino gemacht.“ Getreu diesem Grundsatz kam es jetzt zum dritten Zusammentreffen von Delegationen der Partnerschulen, das von Mittwoch bis Sonntag in der Jugendherberge Jever stattfand. Jever ist die Heimatstadt von Hilka Reents, die das Projekt koordiniert.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer im Kino Jever stellte Projektleiter Johannes Wilts den Stargast Maria-Victoria Dragus vor – eine zierliche junge Frau, die durch ihre offene, heitere Art schnell die Sympathien der Schüler gewann.

Sie spielt in dem Film„Töte mich“ die 13-jährige Adele, die den Tod ihres Bruders nie wirklich überwunden hat und dem Leben nichts mehr abgewinnen kann. Als der Vatermörder Timo sich auf dem Hof ihrer Eltern versteckt, erkennt sie ihre Chance und bietet ihm einen makaberen Pakt an: sie wird ihn nicht verraten, wenn er zustimmt, sie von einer Klippe in den Tod zu stürzen.

Nach der Filmvorführung ging Dragus geduldig auf die Fragen der Schüler ein, die nicht nur das Leben als Schauspielerin, sondern auch konkrete Szenen und Gefühle aus dem Film betrafen. Es ging um die Kurzhaarfrisur, die Dragus durchaus Überwindung kostete, um das Verhältnis zu dem Schweizer Co-Star Roland Wiesnekker, den Dragus erst beim Dreh kennenlernte, bis hin zum Klippensturz, den Adele bewusst als Art des Todes „mit Kick“ wählt, um nicht leiden zu müssen und endlich frei zu sein.

Von Familie abgekapselt

Für ihre erste Hauptrolle griff Maria-Victoria Dragus zu außerordentlichen Mitteln: Sie habe sich in der Vorbereitung auf die Rolle von Freunden und der Familie abgekapselt. „So konnte ich die Isolation, in der sich Adele befindet, nachvollziehen“, berichtete sie.

Was die Hauptcharaktere des Films verbindet, ist das Aufwachsen ohne Liebe, woraus Maria-Victoria Dragus den alternativen Titel „Liebe mich“ ableitete – erste Anzeichen für ein Interesse an der Arbeit hinter der Kamera?

Das junge Publikum in Jever würde ihr ohne Frage auch diesen Erfolg gönnen.

Aus der Nordwest-Zeitung, Oldenburg vom 5. Juni 2012, S. 34 / Foto: Mali Schulz

2012-07-18,