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Für den Austausch im Jahr 2004 ist ein Theaterprojekt geplant, in dem sich die beteiligten Schüler im gemeinsamen Spiel und in der gemeinsamen Erarbeitung eines Dramentextes aktiv mit nationalen Klischees auseinandersetzen sollen.
Die Schüler sollen die Texte szenisch umsetzen. Sie sollen die Figuren im darstellenden Spiel charakterisieren. Sie sollen Bühnenbau und Technik gestalten. Sie sollen die Masken und die Kostüme entwickeln und sie sollen die Arbeit und die Aufführung mit der Videokamera dokumentieren.
1. Gruppe: | Bühnenbau und Technik z. B. akustische und optische Effekte (mindestens 6 Schüler) |
2. Gruppe: | Dokumentation: Videoaufnahmen, Zusammenstellung und Schneiden des Beitrags (mindestens 4 Schüler) |
3. Gruppe: | Dramaturgie, Übersetzung und Schauspieler (mindestens 2 mal 10 Schüler) |
4. Gruppe: | Kostüme und Masken (mindestens 6 Schüler) |
Teilnehmerzahl: mindestens 34
Thema für das Projekt 2004: Wir spielen Theater: Erarbeitung und Aufführung von drei Szenen aus Goethes „Faust“: 1. Schülerszene 2. Auerbachs Keller 3. Gartenszene (Margarete, Faust, Marthe und Mephistopheles).
Bis heute gilt Goethes „Faust“ als Typus für den Deutschen. Im Rahmen des Austausches ist es ein Ziel mit nationalen Klischees offensiv umzugehen, ihre historischen Begründungen kritisch zu hinterfragen und sie mit eigenen Erfahrungen zu vergleichen. Dafür eignen sich klassische Dramen besser als moderne Theaterstücke, die gegenwärtige gesellschaftliche Konflikte reflektieren.
Die ausgewählten Szenen zeigen die Hauptfiguren: Mephistopheles, Faust und Gretchen in unterschiedlichen Situationen. Mephistopheles will Gott durch Faust beweisen, dass die Schöpfung in einem zentralen Punkt versagt hat, denn so lange es vernunftbegabte Menschen gibt, die, weil sie nicht göttlich sind, immer in der Gefahr stehen „ tierischer als jedes Tier“ zu werden, kann das Böse nicht überwunden werden. Die Figur Faust verzweifelt an der Einsicht in die Begrenztheit menschlicher Erkenntnis. Er leidet darunter, dass seine Versuche den Geheimnissen der Welt auf die Spur zu kommen, weder durch Wissenschaft noch durch Magie von Erfolg gekrönt sind. Er begreift als Ursache für sein Leiden seine dualistische Existenz: seine Bindung an den sinnlichen Genuss und sein Streben die Grenzen seiner Erkenntnis zu überschreiten. Gretchen dagegen lebt in kleinbürgerlichen Verhältnissen, in ihrer Naivität denkt sie nicht über den Sinn des Lebens nach. Dennoch hat sie bereits wichtige Erfahrungen über Tod und Leben erworben. In ihrer Beschränktheit und in ihrer einfältigen Liebesfähigkeit ist für sie ein erfüllteres Leben möglich als für Faust.
Die drei Szenen ermöglichen Nuancierungen des Ausdrucks, zeigen in den Kontrasten zwischen Lust und philosophischem Streben zahlreiche Ansätze für Komik und sollten die Schüler zu Kreativität und Spielfreude bringen. Dabei sollen in der Interaktion und in den Gruppenprozessen die Selbstwahrnehmung erweitert werden und die Arbeit mit der Literatur als Chance für interkulturelles Lernen genutzt werden. Eine wichtige Aufgabe kommt dabei der Dokumentation durch einen von den Schülern gedrehten Videofilm zu. Aber auch die Präsentation der Arbeitsergebnisse einem interessierten Publikum von Lehrern; Schülern und Eltern soll in diesem Projekt die Breitenwirkung des Austausches erhöhen. Für die Arbeit in Elbing wäre die Arbeit mit einem polnischen Autoren wie z. B. Adam Mickiewicz denkbar.
1. Tag | im Plenum: a. Menschenbild des Mephistopheles b. Magie und Religiosität c. Faust d. Gretchen Methode: Materialgestützte Erarbeitung. Am Nachmittag: Konstituierung der Gruppen. Beginn der Gruppenarbeit: |
2. Tag | Arbeit in den Gruppen: Festlegung der Rollenbesetzung, erste Entwürfe des Bühnenbaus. Bedarfszusammenstellung für Kostüme und Masken, Übersetzung etc. Methode: Information der Gruppen durch einen organisierten Kurierdienst nach Art eines Planspiels über die vorläufigen Ergebnisse. |
3. Tag | Probenarbeit auf der Bühne, Fertigstellung des Bühnenbaus, Kostüme etc. |
4. Tag | Am Vormittag: Erlernen der Rollen. Am Nachmittag: Besuch und Besichtigung des Theaters in Oldenburg. |
5. Tag | Probenarbeit. Am Nachmittag: Empfang bei der Stadt Leer. |
6. Tag | Generalprobe und anschließende kritische Auswertung im Plenum. |
7. Tag | Ruhetag in den Familien. Erlernen der Rollen |
8. Tag | Aufführungen am Vormittag und am Abend. Organisation der Abendveranstaltung: Karten, Getränkeverkauf durch die Gruppenmitglieder. Einnahmen für die Finanzierung des Projektes. |
9. Tag | Vorstellung des Videofilm am Abend. Gemeinsames Essen. Evaluation des Projektes. |
10. Tag | Abreise nach Berlin bzw. nach Elbing. |
Rolf von der Recke
2005-11-17, sr