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Von Maria Berentzen
Beispielaufgaben der Pisa-Studie aus dem Jahr 2006
LEER - Lehrer Martin Bode koordiniert den Pisa-Test am Teletta-Groß-Gymnasium (TGG). Doch eingreifen kann er nicht: Er darf nicht durch die Reihen gehen, nicht einmal den Testbogen darf er sich ansehen. „Ich bin eigentlich nur da, falls plötzlich ein Feuer ausbricht“, sagt er. „Ansonsten muss ich zusehen.“ Nicht er, sondern eine Testleiterin liest den Schülern die Anweisungen vor und beaufsichtigt die Prüfung. Die Idee dahinter ist, dass die Lehrer die Schüler und damit die Ergebnisse der Pisa-Studie nicht beeinflussen sollen.
Um 8.20 Uhr am vergangenen Mittwoch ging es los im TGG: Schüler strömten in die Klassen, auf den Tischen lagen Testbögen. Darauf pappte ein gelber Klebezettel mit Namensschild. Wer seinen Platz gefunden hatte, zog seinen Zettel mit dem Namen ab. Dann stand nur eine Nummer auf dem Prüfungsbogen – so soll gewährleistet sein, dass die Schüler anonym bleiben. Die Testleiterin las Anweisungen vor – und um 8.40 Uhr begann der eigentliche Pisa-Test. Gut dreieinhalb Stunden lang hatten die Schüler Zeit, um Aufgaben aus dem Gebiet der Mathematik zu bearbeiten. Nachmittags schloss sich ab 13 Uhr eine weitere Testrunde an, zu der 14 Schüler im Zufallsverfahren ausgewählt worden waren. Gut zwei Wochen später, am 14. Mai, folgt eine zweite Prüfungsphase – dabei werden die Ergebnisse für einen nationalen Bildungstest erhoben.
Die Tests haben keine unmittelbaren Auswirkungen für die Schüler: Die Schule erfährt zum Beispiel nicht, wer besonders gut oder schlecht abgeschnitten hat. Gerade weil für sie persönlich nichts auf dem Spiel steht, ist es Bode wichtig, dass die Schüler den Test ernst nehmen. Sonst könnten die Schüler ohne Konsequenzen die dreieinhalb Stunden auch damit verbringen, Strichmännchen zu zeichnen oder Buchstaben auszumalen – theoretisch jedenfalls. Praktisch kommt so etwas nicht vor, glaubt Bode. „Hier ist die Welt noch in Ordnung“, sagt der Lehrer. Er kümmert sich auch darum, dass die Schüler die wichtigsten Utensilien dabei haben; in diesem Fall einen Taschenrechner und ein Geodreieck.
Das TGG ist bereits zum zweiten Mal für die Studie ausgewählt worden; vor drei Jahren war die Leeraner Schule ebenfalls dabei. In Niedersachsen sind nur insgesamt acht Gymnasien nach einem Zufallsverfahren für die Untersuchung ausgesucht worden. „Der Zufall hat kein Gedächtnis“, erklärt sich Bode den Folge-Treffer. Auch 2009 war er zuständig für die Studie am TGG.
Für die Schüler seien die Tests allerdings „sehr belastend“. Es sei nicht nur die lange Prüfungszeit, die für Schüler in dem Alter ungewohnt sei, sondern auch die Art der Fragen. „So eine kleinteilige Aufgabenstellung ist sonst nicht üblich“, sagt Bode. Viele Aufgaben sind im Multiple-Choice-Format: Zu einer Frage sind dann mehrere Antworten vorgegeben, aus denen die Schüler die richtige ankreuzen müssen. Diese Art des Testens kommt in deutschen Schulen sonst kaum vor. „Ich weiß nicht, wie viele Lehrer diese Art der Testung gut finden“, sagt Bode. „Aber der Test wird von der Öffentlichkeit sehr ernst genommen.“
Bereits im November hatte die Schule Bescheid bekommen, dass sie für den Test ausgewählt ist. Die Auswertung dauert. „Es ist eine Flut an Daten“, sagt Bode. Mit ersten Ergebnissen ist daher erst im Dezember 2013 zu rechnen.
Die Studie wird alle drei Jahre durchgeführt. Ziel der Untersuchung ist es, herauszufinden, wie gut Jugendliche ihr Wissen aus dem Unterricht in alltäglichen Situationen anwenden können. An den Pisa-Test schließt sich ein nationaler Bildungstest an.
Getestet wurden insgesamt 70 Schüler. Die Gruppe setzt sich zusammen aus 25 15-Jährigen und zwei neunten Klassen.
Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 5. Mai 2012, S. 26 / Foto: Berentzen
2012-05-11, bo