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Von Maren Stritzke
Für ihr erstes Spiel trainieren die Spielerinnen bereits. Hier wirft Pia Döring auf das durch Ida Janssen verteidigte Tor. Trainer Lutz Vogt beobachtet die Szene.
LEER - Sie stehen morgens früh auf, sitzen bis nachmittags in der Schule und zu Hause müssen sie oft noch für den nächsten Vokabeltest lernen. Die Anforderungen und der Leistungsdruck für Schüler sind heutzutage hoch. Viel Zeit für Hobbys bleibt den Jugendlichen nicht mehr. So kommt auch meist der Vereinssport zu kurz. Das Teletta-Groß-Gymnasium (TGG) in Leer möchte dieser Entwicklung entgegenwirken. Sportlehrer Johannes Winckler leitet eine Handball-AG und versucht, Schüler für die Sportart zu begeistern – mit Erfolg. Das Interesse ist groß. Und seit diesem Schuljahr wird es für mehrere Schülerinnen auch richtig ernst: Aus der AG-Gruppe hat sich eine C-Mädchen-Mannschaft formiert, die ab dieser Saison in der Regionsliga am Spielbetrieb teilnehmen wird.
„Als Schulmannschaft dürfen wir allerdings nicht um die Meisterschaft spielen. Wir tragen die Begegnungen als Freundschaftsspiele aus“, erklärt Winckler, der selbst lange Jahre aktiver Spieler und Handballtrainer war. Das TGG nimmt mit diesem Projekt eine Vorreiterrolle ein: „Dass eine Schulmannschaft am Ligabetrieb teilnimmt, ist bundesweit einmalig“, sagt Lutz Vogt vom SC Ihrhove 07. Winckler hatte ihn mit ins Boot geholt. Vogt trainiert die C-Mädchen und bereitet sie auf die Saison vor. „Die Schülerinnen sind mit Spaß dabei und freuen sich auf den Start“, sagt er. Unterstützt wird Vogt von zwei Trainerinnen der HSG Weener/Bunde. „Da sie berufstätig sind, können sie jedoch nicht jeden Freitag da sein“, erklärt Vogt.
Jette Graalmann (am Ball) von Concordia Ihrhove ist eine der wenigen Schülerinnen, die auch im Verein spielt.
Die gesamte Handball-AG besteht aus mehr als 30 Schülern von der fünften bis zur zwölften Klasse. Zur C-Mädchen-Mannschaft gehören rund 14 Spielerinnen des Jahrgangs 2003 und 2004. Die Gruppe ist bunt gemischt – von der Anfängerin bis hin zur Oberliga-Spielerin ist alles dabei. „Es gibt welche, die zuvor noch nie einen Handball in den Händen gehabt hatten“, sagt Vogt. So ist das Training auch für ihn immer wieder eine Herausforderung. Im Vergleich dazu spielen Jette Graalmann, Ida Janssen (Concordia Ihrhove) sowie Vogts Tochter Grietje (SC Ihrhove 07) seit Jahren im Verein.
Bis zum ersten richtigen Spiel dauert es nicht mehr lange. Am 23. und 24. September absolvieren die TGG-Mädchen ein Trainingslager in Aurich. Dann bestreiten sie auch ein Testspiel gegen eine Ostfriesland-Auswahl. Im Oktober steht die erste Regionsliga-Partie gegen Holterfehn an. Weitere Gegner sind TuRa Marienhafe, HSG Friedeburg/Burhafe, JHSG Varel II und HSG 08 Middels/Plaggenburg. Die Schülerinnen müssen sich also auf weite Anfahrtswege einstellen – dafür werden auch mal die Eltern als Fahrer einspringen müssen.
Vogt hat seine Schülerinnen schon darauf eingestellt, dass sie in den meisten Spielen als Verliererinnen die Halle verlassen werden. „Das ist ja auch ganz klar. Die anderen Mannschaften sind Vereinsteams, gegen die wir erst mal keine Chance haben werden“, so Vogt. Wenn das TGG gegen Concordia Ihrhove antritt, werden Jette Graalmann und Ida Janssen für ihren Heimatverein auflaufen. „Der hat dann einfach Priorität“, sagt Winckler.
Die Trikots für die TGG-Mannschaft sind in der vergangenen Woche geliefert worden. Die Mädchen werden in Schwarz auflaufen. Spielerpässe haben sie im Übrigen nicht: „Es gibt nur eine Liste, auf der der Schulleiter bestätigt, dass die jeweiligen Schülerinnen für das TGG spielen“, so Winckler.
Nach der Saison wird Bilanz gezogen. „Wir werden den niedersächsischen Handballverband und die Landesschulbehörde darüber informieren, wie das Projekt gelaufen ist“, sagt Winckler. „Unser Ziel ist es, dass andere Schulen nachziehen.“
Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 6. September 2017, S. 27 / Fotos: Thermann
2017-10-24 (letzte Änderung), bo