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Von Urike Bertus
Jörg und Sabine Kenter genießen den Ruhestand.
LEER - Schon Monate vor Beginn seines Ruhestandes zählte der Leeraner Jörg Kenter, wie viele Tage er noch zu arbeiten hat. „Mir wird der Abschied sehr schwer fallen“, wusste er schon damals. Seit ein paar Wochen ist er nun im Ruhestand. Und er merkt: „Das Lehrersein fehlt mir.“
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Sabine hatte der 63-Jährige 36 Jahre lang am Teletta-Groß-Gymnasium unterrichtet – und dabei viel bewirkt: „Der Austausch mit England geht auf unsere Kappe“, erzählt er und lacht. „Es gab auch Überlegungen, einen Austausch mit einer amerikanischen Schule zu organisieren, doch so etwas hätten sich viele Schüler nicht leisten können.“ Diese Überzeugung teilt auch seine Frau: „Es war eigentlich immer unser Ziel, jedem die Möglichkeit zu geben, zu lernen und neue Dinge zu erfahren.“
Viele Erinnerungen hat das Ehepaar an die vielen gemeinsamen Jahre als Lehrer an einer Schule. „Vielen Schülern bin ich vor allem durch meine Kontrollgänge in Erinnerung geblieben“, erinnert sich Jörg Kenter. Wer als Schüler in den Pausen den Schulhof in Richtung Bäckerei oder Dönerladen verließ, wurde dort oft schon von dem grimmig dreinblickenden Lehrer erwartet: „Im Nachhinein kann ich darüber natürlich lachen, aber es war mir damit schon ernst. Schließlich hatten wir als Schule auch eine einzuhaltende Aufsichtspflicht.“
All dies wird er vermissen, sagt er. Der erste Urlaub mit dem Wissen, dass auf dem Schreibtisch keine Arbeit mehr liege, sei deshalb auch ungewohnt gewesen. „Da hat man schon Angst, dass man in ein Loch fällt.“ Diese Angst kennt die 60-jährige Sabine Kenter nicht.
„Ich war gerne Lehrerin, bin nun aber auch froh, mich meinen Interessen widmen zu können.“ Auch viele Freunde sollen nun erst einmal besucht werden. „In den nächsten Monaten geht es für uns in die USA zu Freunden und zu unserer Tochter nach Süddeutschland“, erzählt sie. Und ein ganz besonderes Projekt gibt es für die zwei Arbeitswütigen auch noch: „Wir haben uns in Mecklenburg ein altes Ferienhaus gekauft, das wir nun renovieren und für uns herrichten wollen“, sagt Jörg Kenter. „Ich war schon immer gerne Handwerker und freue mich auf meine neue Aufgabe.“
In der Ferne hört man das Läuten einer Schulglocke, Jörg Kenter seufzt. „Wenn ich das höre, wird mir das Herz immer noch schwer.“ Seine Frau nimmt einen Schluck Kaffee. „Das gewöhnst Du Dir aber noch ab, ja?“ Jörg Kenter sieht aus dem Fenster und nickt.
Aus der Ostfriesen-Zeitung vom 7. März 2009, S. 34
2009-03-11, ay