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Das römische Kind

Nach der Geburt hielt mich mein Vater im Arm, das hieß, dass er mich als rechtmäßiges Kind anerkannte und in seiner Familie aufnahm. Alle römischen Eltern wünschten sich einen gesunden Jungen, aber ich hatte das Glück nicht wie andere kränkliche Jungen und andere Mädchen zum Sterben ausgesetzt worden zu sein. Kurz nach meiner Geburt bekam ich eine bulla, das ist ein Glücksbringer, der die bösen Geister vertreiben sollte. Neun Tage danach erhielt ich meinen Namen. Mein erstes Spielzeug bekam ich bereits als Säugling. Es war eine Rassel in Form eines Vogels aus Ton und war mit Kieselsteinen gefüllt.

Wir spielten viele Spiele, die heutzutage auch noch gespielt werden z. B. Mühle, Tierfiguren, blinde Kuh, Stelzen laufen, Schaukeln, Wippen, Drachen steigen, Kreisel, Tauziehen, Ballspiele und ganz besonders Streiche spielen. Wir klebten z. B. Münzen fest und beobachten Passanten dabei, wie sie versuchten sie aufzuheben. Meine Lieblingsspiele waren die Brett- und Würfelspiele. Es gab Selet, es kam aus Ägypten und war ähnlich wie „Mensch ärgere dich nicht“. Doch die meisten Spiele kamen aus Rom. Bei Jungen war das Orcaspiel sehr beliebt, bei dem man Walnüsse aus drei Meter Entfernung in eine kleine Amphore zielen musste. Bei den Mädchen aber war die römische Barbie, aus Ton und Holz, sehr modern.

Kinder aus ärmeren Familien mussten schon im Kindesalter arbeiten. Da ich aus einer reicheren Familie komme, ging ich in eine Art Grundschule (ludus). Dort ging man im Alter von sieben Jahren hin. Jüngere Kinder mussten das Alphabet auswendig lernen und Sprichwörter abschreiben, die älteren lasen Werke griechescher und römischer Autoren. Das Rechnen lernten sie bei einem Rechenlehrer. In meiner Schule waren wie in den meisten zwölf Schüler. Die Schule ging von morgens bis mittags. Ich ging nicht gern in die Schule, denn dort herrschte strenge Disziplin und es gab nicht selten Schläge. Im Alter von elf Jahren verließ man die Grundschule. Die Jungen gingen auf eine höhere Schule (grammaticus), während die Mädchen zu Hause blieben, denn die meisten Römer wollten nicht, dass ihre Frauen zu gebildet waren. Die Mädchen bereiteten sich auf ihre Hochzeit vor. Mädchen galten im Alter von 12 Jahren als olljährig, die Jungen im Alter von 15-18 Jahren. Die jungen Frauen wurden meistens im Alter von 13-17 Jahren verheiratet. Das Familienoberhaupt bestimmte bei Jungen und Mädchen über Ausbildung, Beruf und meistens auch Ehepartner.

Text: Kea Wichert, Tia Wessels und Ky Anh Quach

2009-11-04,